Der IS befreit Dutzende von Gefangenen

IRAK Nach Bombenexplosionen überwältigen Häftlinge die Wärter und schießen sich den Weg frei

BAGDAD dpa | Die Miliz Islamischer Staat (IS) hat Dutzende Gefangene und Kämpfer aus einer Haftanstalt im Zentralirak befreit. Den Angriff auf das Gefängnis der Kleinstadt Chalis, 75 Kilometer nördlich von Bagdad, eröffneten die Extremisten in der Nacht zum Samstag mit Autobomben, die sie vor den Toren und Mauern zur Explosion brachten. Bei der anschließenden Schießerei wurden 16 Sicherheitsbeamte sowie 33 Häftlinge und IS-Kämpfer getötet, wie die Polizei in Bagdad meldete. 30 Häftlinge entkamen, unter ihnen neun Terrorverdächtige.

Der gesamte Waffenbestand der Haftanstalt sei geplündert worden, berichtete die Polizei. Der IS in der Provinz Didschala bekannte sich zu der Aktion. Auf Twitter schrieben die Extremisten von einem „Erfolg“. Die Behörden nahmen 30 Beamte fest, unter ihnen acht Offiziere, verlautete am Sonntag aus Sicherheitskreisen in Bagdad. Offenbar geht man davon aus, dass die Angreifer Komplizen innerhalb des Strafvollzugs hatten.

Der Überfall auf das Gefängnis fügt sich ein in eine ganze Serie ähnlicher „Gefangenenbefreiungen“ durch die Dschihadisten. In der Vergangenheit hatte die Organisation durch sorgfältig geplante Angriffe und innere Revolten Hunderte Mitglieder aus irakischen Gefängnissen befreit.

Der Überfall auf Iraks größte Haftanstalt Abu Ghraib bei Bagdad im Juli 2013 verhalf 500 bis 1.000 kampferprobten Dschihadisten zur Freiheit. Experten sehen heute in der Erstürmung von Abu Ghraib eines der Schlüsselereignisse für die Entstehung des IS.

Die Extremisten hatte im Juni 2014 die nordirakische Metropole Mossul überrannt. Sie kontrolliert weite Landstriche im Nordirak und im Nordosten von Syrien. Die USA und ihre Verbündeten bombardieren gelegentlich IS-Stellungen im Irak und in Syrien.

Zuletzt verlor die sunnitische Miliz die nördliche Stadt Tikrit an die schiitisch dominierten irakischen Regierungsstreitkräfte und -milizen. Die Regierung in Bagdad konnte dies aber nicht dazu nutzen, dem IS weiteres Terrain in den Provinzen Anbar und Didschala abzunehmen. Eine Offensive gegen die IS-Milizen in Mossul ist somit in weite Ferne gerückt.