Antiautoritäre Filmbewegung

SIXTIES Beatles-Buntheit und College-Revolte: Das Hamburger B-Movie zeigt den ganzen Monat hindurch britische Produktionen aus der Zeit, als der Pop noch Avantgarde war (und London sein Zentrum)

In den 60er-Jahren war London die globale Kulturmetropole – dort spielte die Musik. Dort entwickelte sich die neue Popmusik und riss die anderen Künste mit, sodass auch Theater, Literatur, Mode und der Film im bis dahin eher konservativen England plötzlich jünger, frecher und moderner wurden als anderswo.

Im Kino hatten die Franzosen mit der Nouvelle Vague schon ein paar Jahre früher die Revolution eingeläutet, und ohne Jean-Luc Godard hätte es wohl keine Regisseure wie Richard Lester oder Lindsay Anderson gegeben. Einen eigenen Namen hat sich diese kleine, antiautoritäre Bewegung nicht errungen, das „New British Cinema“ kam erst in den 80ern. Aber es entstanden rund ein Dutzend Filme, die man sich auch heute noch mit Vergnügen ansehen kann.

Zum Teil ist die Befruchtung durch die Musik ganz offensichtlich. So konnte sich etwa Richard Lester bei „A Hard Day’s Night“ zum ersten Mal richtig austoben, dem Starvehikel für die Beatles – und ein Film mit John, Paul George und Ringo war 1964 ein sicherer Erfolg. So konnte Lester seinen Stil finden und mit schrägen Komödien ein Vorläufer der Musikvideoästhetik werden. Er machte dann auch noch den zweiten Beatles-Film „Help“, und John Lennon spielte in seinem – nahe Lüneburg gedrehten – „Wie ich den Krieg gewann“.

In der Reihe des Hamburger B-Movie hat „Yeah, Yeah Yeah“ – so der deutsche Verleihtitel des ersten Beatles-Films – einen Ehrenplatz: Er beschließt am 30. Mai das Programm, und als Zugabe läuft auch noch die Persiflage „The Rutles“ vom Monty-Python-Mitglied Eric Idle.

Der angry young man des damaligen britischen Kinos war Lindsay Anderson, und so ist es konsequent, wenn zwei seiner Filme in der Reihe gezeigt werden. „If“ (1968) ist der exemplarische Film über den Aufstand gegen den „Muff unter den Talaren“, durchgespielt am Beispiel eines typisch britischen Colleges. Andersons „O Lucky Man!“ (1973) handelt von der aberwitzigen Karriere eines Ehrgeizlings vom Kaffeevertreter zum Filmschauspieler. In beiden Filmen verkörpert Malcolm McDowell mit boshaftem Funkeln in den Augen rebellische Antihelden.

Clive Donner inszenierte später etliche routinierte Literaturverfilmungen sowie „Die nackte Bombe“, aber 1968 drehte auch er mit „Here We Go Round the Mulberry Bush“ eine freche Komödie über Teenager. Erfolg hatte er damit nicht und so wird der Film erst jetzt erstmals auf einer Hamburger Leinwand gezeigt. Eine Art Abschluss jener Filmära bildet „Performance“ von Nicholas Roeg, eine Art experimentell-düsterer Gegenentwurf zu Lesters fröhlichen Beatles-Filmen mit Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger in einer Hauptrolle.  HIP

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