Bekannte Menschenrechtlerin hinter Gittern

IRAN Die populäre Journalistin und Aktivistin Narges Mohammadi wird in Teheran festgenommen

BERLIN taz | Im Iran ist eine bekannte Journalistin und Menschenrechtsaktivistin festgenommen worden. Wie mehrere Menschenrechtsorganisationen berichteten, wurde Narges Mohammadi am frühen Dienstagmorgen in Teheran inhaftiert. Ihr Aufenthaltsort war zunächst nicht bekannt. In der Vergangenheit hatte sie im Evin- und im Sanjan-Gefängnis eingesessen.

Auch die genauen Gründe für ihre Festnahme waren nicht klar. Farez Sanei, ein Sprecher der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), sagte gegenüber dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira, die Inhaftierung von Mohammadi könne mit einer früheren Haftstrafe zusammenhängen. Nach der Protestbewegung gegen die umstrittene Präsidentschaftswahl im Jahr 2009 war sie festgenommen und zu elf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihre Strafe wurde später auf sechs Jahre Haft verkürzt; wegen einer Muskelerkrankung wurde sie jedoch vorzeitig aus medizinischen Gründen entlassen.

Am 1. Mai 2015 hatte die 43-jährige Mohammadi gegenüber der Internationalen Kampagne für Menschenrechte im Iran (ICHRI) gesagt, sie sei wegen Propaganda gegen den Staat, Verstößen gegen die nationale Sicherheit und der Gründung einer Gruppe gegen die Todestrafe angeklagt worden.

„Die Ursachen für diese Anklagepunkte beziehen sich alle auf meine zivilgesellschaftlichen Aktivitäten während der letzten zwei Jahre“, sagte Mohammadi laut ICHRI. Sie fügte hinzu, dass ihre Interviews mit Medien außerhalb des Iran, ihre Treffen mit der Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi und der früheren EU-Außenbeauftragten Chatherine Ashton sie zu einer Zielscheibe der iranischen Behörden gemacht hätten. Außerdem wurde ein Ausreiseverbot gegen sie verhängt.

Mohammadis Mann, der reformorientierte Journalist Taghi Rahmani, lebt seit 2012 im Exil in Frankreich, nachdem er insgesamt 14 Jahre aus politischen Gründen im Gefängnis verbracht hatte. Das Paar hat Zwillinge im Alter von acht Jahren.

HRW und weitere Organisationen forderten die iranische Justiz auf, alle Anklagen gegen Mohammadi aufzuheben und sie bedingungslos freizulassen. B.S.