Aktionstage im Mai

GESELLSCHAFT Bundeszentrale für politische Bildungwill zehn Tage lang für politische Bildung werben. In Norddeutschland tourt ein Philosophie-Bus durch die Schulen. In Kiel diskutiert man über Pegida

Nachdem politische Bildung in der NS-Zeit staatlich gelenkte Indoktrination war, wurde sie in der Nachkriegszeit pluralistisch angelegt

Ein Blick auf die Veranstaltungskarte zeigt schnell: In ganz Norddeutschland laufen bisher nur zehn Veranstaltungen im Rahmen der „Aktionswoche politische Bildung“ – allein in Köln sind es dagegen 22, in Berlin 15. Aus diesen Zahlen lasse sich jedoch keinesfalls schließen, dass das Interesse an Politischem unter Norddeutschen gering ist, sind sich die Leiter der Landeszentralen für politische Bildung in Hamburg und Schleswig-Holstein einig. In beiden Bundesländern gebe es das ganze Jahr über zahlreiche gut besuchte Aktionen.

„Wir tragen 365 Tage im Jahr politische Verantwortung“, sagt Sabine Bamberger-Stemmann, Leiterin der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung. In ihren Augen ist politische Bildung eine dauerhafte Aufgabe, die nicht nur zehn Tage im Jahr, vom 5. bis zum 15. Mai, im Mittelpunkt stehen sollte. Jedoch sei die Kampagne insbesondere in großen Flächenländern von Bedeutung, um unter den vielen Angeboten gezielt für politische Bildung zu werben. In Hamburg sei es dagegen leichter, das Publikum direkt zu erreichen: „Hier finden die Veranstaltungen auf einem kleinen Raum statt, sind also geballter und werden sowieso wahrgenommen.“ Daher mache die Hamburger Landeszentrale in diesem Jahr nicht mit.

Hinzu käme, das aufgrund des 70. Jahrestages des Kriegsendes ohnehin viele Veranstaltungen in Hamburg stattfänden und die zweite Woche der Aktionstage auf die Schulferien falle.

Zwar werden die Aktionstage maßgeblich von der Bundeszentrale für politische Bildung initiiert, doch es sei jeder dazu eingeladen, sich zu beteiligen und den Termin seiner Aktion in den öffentlichen Veranstaltungskalender einzutragen, heißt es aus der Bundeszentrale. Die Aktionswoche haben sich die Initiatoren ausgedacht, um zu verdeutlichen, dass politische Bildung Demokratie braucht. Einige Landeszentralen würden sich an der Aktion beteiligen, andere eben nicht. „Nachdem politische Bildung in der NS-Zeit staatlich gelenkte Indoktrination war, wurde sie in der Nachkriegszeit in Westdeutschland bewusst pluralistisch angelegt. Die Aktionstage für politische Bildung spiegeln diese Vielfalt der Bildungsakteure“, erklärt Sabine Dengel von der Bundeszentrale für politische Bildung, die die Aktionstage organisiert. „Wir legen Wert auf ein buntes Angebot, denn politische Bildung ist niemals reine Wissensvermittlung über politische Prozesse, sondern vor allem dialogorientiert. Es soll kontrovers über Themen, die die Gesellschaft setzt, diskutiert werden“, sagt Dengel.

Dies geschieht in den unterschiedlichsten Formaten: Neben Vorträgen und Podiumsdiskussionen gibt es auch Workshops, Filmvorführungen und Ausstellungen. So tourt beispielsweise das „Philomobil“, ein VW-Bus des „Jungen Literaturhauses Hamburg“, durch verschiedene Grundschulen Norddeutschlands, um Kindern beizubringen, zu argumentieren und gleichzeitig andere Meinungen anzuhören. Eine andere Veranstaltung dreht sich um die Pegida-Demonstrationen: Das Seminar soll in Kiel ausleuchten, wie es zu der Bewegung kam und wie die Politik darauf reagierte. Die Themen und die Herangehensweisen sind während der Aktionstage also durchaus verschieden. Doch sie alle haben eines gemeinsam – sie zeigen auf, welche Rolle die Politik in der heutigen Gesellschaft spielt.  VANESSA RANFT

Programm: http://aktionstage- politische-bildung.net/