Terror aus dem Taunus?

EXTREMISMUS Die Polizei findet eine selbstgebaute Bombe und nimmt das Ehepaar D. fest. Ein Radklassiker fällt aus

AUS FRANKFURT ALINA LEIMBACH

Auch wenn der Frankfurter Opernplatz am Freitag ein typisches Bild zeigt – Radfahrer in ihrer blauen, grünen und grauen Sportmontur –, für einen regulären 1. Mai ist das nichts. Denn von hier aus sollte eigentlich wie jedes Jahr die Radrennfahrt „Rund um den Finanzplatz Eschborn“ starten, eines der größten Eintagesrennen mit Hunderten Stars aus der der deutschen und internationalen Radsportszene. Doch am Abend vorher war klar: Das Profi-Radrennen wird nicht stattfinden. Lediglich die Tour auf der Jedermann-Strecke gab die Polizei unter Aufsicht frei.

Denn im 20 Autominuten entfernten Oberursel hatten die Beamten am Donnerstagmorgen die Wohnung des Ehepaars D. gestürmt. Im Keller finden sie eine funktionstüchtige, selbstgebaute Bombe, „wesentliche Teile“ eines automatischen Sturmgewehrs vom Typ G3, hundert Schuss scharfer Munition und ein Übungsgeschoss für eine Panzerfaust. Das Anschlagsziel nach Stand der Ermittlung: das 1.-Mai-Radrennen in Frankfurt.

Halil D., einer der beiden Festgenommenen, war nach Angaben der Polizei dabei beobachtet worden, wie er in den Tagen vorm Rennen mehrfach Streckenabschnitte abgelaufen war. Gegen den 35-jährigen Deutschen mit türkischer Abstammung und seine Frau Senay, 34, wurden noch am Tag der Hausdurchsuchung Haftbefehle erlassen – nur wenige Stunden vor dem geplanten sportlichen Großevent. Man wirft dem Paar die „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ vor, so das Landeskriminalamt (LKA) Hessen. Der Mann war schon zuvor schon wegen verschiedener Delikte auffällig geworden, darunter Körperverletzung, Einbruch, Beleidigung und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) sprach am Donnerstag auf einer Pressekonferenz von einem möglichen salafistischen Hintergrund. Die Welt hatte am Donnerstag berichtet, dass das Pärchen Kontakte zu al-Qaida in Nordafrika habe und zur Islamischen Dschihad-Union. Die IDU hatte sich 2007 zu den vereitelten Anschlägen der Sauerland-Gruppe bekannt.

„Wir überprüfen das“, sagte ein Sprecher des LKA auf Nachfrage der taz. Derzeit sei man außerdem dabei, mögliche Kontakte des Paares in die islamistische Szene im Rhein-Main-Gebiet zu überprüfen. Das Gebiet gilt als Hotspot der deutschen Islamisten-Szene.

Auch wenn sich die Sprengkraft der Bombe, da sie selbstgebaut sei, nur schwer einschätzen ließe: „Es hätte bei der Masse der Menschen, die jedes Jahr zum Rennen kommen, sicher einige Verletzte und wahrscheinlich auch Tote gegeben“, so ein Pressesprecher des LKA Hessens gegenüber der taz. Ob die D.s Unterstützer hatten, sei derzeit nicht bekannt. Auf Grund der „noch unklaren Gefährdungssituation“ habe man das Rennen also gänzlich abgesagt.

Die beiden waren ins Visier der Ermittler gekommen, weil sie Ende März in einem Frankfurter Baumarkt nach drei Litern Wasserstoffperoxid verlangt haben. Die Substanz kann zum Bau von Sprengstoff verwendet werden, ab einer bestimmten Menge ist der Erwerb meldepflichtig.