Terroristin mit Doktorwürden

Maude Barlow (Foto) ist auf Deutschlandmission. Die Frau aus Ottawa unterstützt politische FreundInnen beim Protest gegen die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta. Sie versucht, neue MitstreiterInnen im Kampf gegen die Wirtschaftspakte zwischen EU und den USA und Kanada zu gewinnen. „Diese Abkommen bringen das jeweils Schlechteste von einem Kontinent auf den anderen“, sagt die 67-Jährige. „Sie werden von Eliten für Eliten gemacht.“

Barlow ist die Grande Dame der kanadischen BürgerInnenrechtsbewegung. Anfang der Woche hat sie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Veranstaltung von NGOs zum G-7-Gipfel auf einem Podium gesessen. Der kanadische Premierminister Stephen Harber redet nicht mit ihr, er hält sie für eine Terroristin – eine mit sechs Ehrendoktorwürden. Merkel dagegen begegnet ihr mit Herzlichkeit und Wertschätzung. Bei der Veranstaltung schenkte die Kanadierin der Kanzlerin ihr Buch „Blaues Gold“, eine Fundamentalkritik an der Privatisierung des Wassers und ein Standardwerk der GlobalisierungskritikerInnen. Merkel nahm es persönlich mit, anders als das Buch eines weiteren Diskutanten.

Barlow stammt aus der Frauenbewegung. Sie beriet ab 1983 den damaligen kanadischen Premier Pierre Trudeau, bevor sie sich ihrem Lebensthema Wasser zuwandte und Vorsitzende des „Council of Canadians“ wurde, der größten BürgerInnenrechtsorganisation des Landes. Sie ist Mitglied vieler internationaler Forschungsinstitute, die alternative Wirtschaftsmodelle entwickeln. 2005 hat sie den Alternativen Nobelpreis für ihren Kampf für das Recht auf Wasser bekommen. Ein „Water Warrior“ ist sie geblieben, sagt sie. Denn auch bei TTIP und Ceta geht es um die Kommerzialisierung existenzieller Lebensbereiche wie der Wasserversorgung. ANJA KRÜGER