Vattenfall wird beinahe Ökokonzern

POLITSPASSVÖGEL Falsche Nachrichten über Kurswechsel des Riesen

BERLIN taz | Die Berliner Geschäftsstelle des Energiekonzerns Vattenfall war am Freitag Schauplatz einer überraschenden Pressekonferenz: Vor 20 eigens eingeladenen Journalisten stellten fünf vermeintliche Mitarbeiter des Energiekonzerns neue Pläne für die Lausitzer Braunkohlegebiete vor. Vattenfall werde dort soziale und klimafreundliche Projekte starten, kündigte ein Sprecher an.

Zeitgleich erhielten zahlreiche Redaktionen eine Pressemitteilung mit dem Absender „vattenfall-responsibility“ und dem Hinweis auf eine Homepage mit dieser Adresse. Man plane, nicht erst bis 2050 auf erneuerbare Energien umzusteigen, sondern bereits 2030, hieß es. Außerdem: 1.000 Klimaflüchtlinge sollten von den Philippinen aufgenommen und bei Vattenfall beschäftigt werden.

Schnell machten die Neuigkeiten über den Kurswechsel des nicht für klimafreundliche Entscheidungen bekannten Konzerns die Runde. Die Märkische Allgemeine Zeitung schrieb begeistert über die „sensationelle Nachricht für die Lausitz“, der RBB twitterte eine Eilmeldung. Greenpeace jubelte.

Zu früh: Hinter der Aktion steckt das bereits mehrfach in Erscheinung getretene Peng!-Aktionskünstlerkollektiv. Letztes Jahr etwa fluteten die Aktivisten eine Shell-Veranstaltung mit schmieriger, öliger Flüssigkeit, um auf die Gefahren bei Bohrungen in der Arktis hinzuweisen.

Die Verantwortlichen bei Vattenfall reagierten verkniffen. „Vattenfall beobachtet und kontrolliert die Situation genau und ergreift Maßnahmen, um die Falschinformationen richtigzustellen“, hieß es. Anfragen zu den gefakten Ankündigungen will der Konzern nicht beantworten. Stattdessen prüft er rechtliche Schritte gegen die Aktivisten.

CHRISTINA PALITZSCH