Der letzte Rest der Ökobank schürt Streit

Die Ökobank gibt es nicht mehr, dafür aber ein Restvermögen von immerhin 4,6 Millionen Euro. Der Vorstand wolle damit seine „persönliche Existenz“ sichern, glauben einige Genossen. Heute werden sie entscheiden, was mit dem Geld passiert

aus Frankfurt am MainKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Die Vertreter der Genossen der Ökobank-Nachfolgegesellschaft OekoGeno eG müssen heute über die Verwendung des noch vorhandenen Eigenkapitals der Firma entscheiden. Das sind immerhin rund 4,6 Millionen Euro. Das jetzige Restvermögen war von den 19.000 Anteilseignern der Ökobank einmal als Einlage getätigt worden. Nun gibt es zwei Vorschläge, wie damit künftig umgegangen werden soll.

Nach dem Zusammenbruch der Ökobank 2001 waren Fusionsverhandlungen mit der GLS-Bank in Bochum im Frühjahr 2003 endgültig gescheitert. Die GLS-Bank übernahm lediglich das Bankgeschäft der Ökobank, das Kapital verblieb bei den Genossen. Burkhard Flieger, Mitglied im zweiköpfigen Vorstand der OekoGeno, möchte jetzt, dass mit dem Geld „im Sinne der Philosophie der alten Ökobank“ gearbeitet wird: „sozial und umweltverträglich“. Und dass es sich für die treuen Genossen auch vermehrt.

Der Vorstand, dem neben dem Freiburger Genossenschaftsberater Flieger noch Bernd Steyer auch aus Freiburg angehört, legte schon auf der Vertreterversammlung der „OekoGenossen“ im September diesen Jahres dafür ein Konzept vor. Danach soll die OekoGeno eG zu einer Beratungsgenossenschaft umgebaut werden. Sie soll dann weiterhin die rund 1.500 Unternehmen, die noch immer Mitglieder in der Genossenschaft sind, betreuen. OekoGeno soll deren Projekte – nach Bonitätsprüfung – auch mit finanzieren. Außerdem, so Fliegers Idee, könnte die Genossenschaft mit dem Verkauf von betriebsbezogenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungen zusätzlich Geld verdienen.

Der Aufsichtsrat der OekoGeno erachtet allerdings das Risiko für die Anteilseigner bei der Kreditvergabe aus dem Kapitalstock der Genossenschaft für zu groß. Er plädiert deshalb dafür, eine juristisch eigenständige Tochterfirma als Beteiligungsgesellschaft zu gründen. Und die dürfe dann nur mit einem Teil des Eigenkapitals ausgestattet werden. Oder als Alternative dazu eine eigenständige politische Stiftung.

Vom Konzept des Vorstands jedenfalls fühlten sich einige Genossenschaftsvertreter auf der letzten Versammlung überfahren. Ihre Kritik richtet sich vor allem gegen Burkhard Flieger, dem sie vorwerfen, dass es ihm „mehr um die persönliche Existenz als um eine vernünftige politische und wirtschaftliche Perspektive unserer Genossenschaft geht“, wie etwa die Vertreter Axel Jassoy und Christoph Speier in einem offenen Brief schreiben.

Die Kritiker des Vorstands neigen zum Konzept des Aufsichtsrats. Die noch zu gründende Tochtergesellschaft soll danach – wird heute entsprechend entschieden – mit einem Eigenkapital von 1,2 Millionen Euro ausgestattet werden. Der große Rest von 3,4 Millionen Euro könne dann – nach einer Befragung aller Genossen – auf diese Tochtergesellschaft und auf eine Stiftung verteilt werden. Daneben müsse eine „kalkulierbare Reserve“ für ausscheidende Mitglieder zurückgestellt werden.

Flieger weist die Vorwürfe der Kritiker zurück. Vom Aufsichtsrat sei er ohnehin nur „ehrenamtlich“ für eine Übergangszeit in den Vorstand berufen worden. Eine Stiftung sei aus juristischen Gründen nicht zu realisieren, sagt Flieger. Und im Übrigen sei sein Konzept „ein unternehmerisches“.