Erich Welschehold, Lehrer des Jahres
: Die Respektsperson

war Realschullehrer und leitet heute den außerschulischen Lernort für Technik und Natur.Foto: privat

Auf einer Abendgesellschaft: „Ich bin Oberstudienrat“. Alle ringsum blicken den jungen Mann an, die einen mit einem großen Fragezeichen im Gesicht: Wattn datt? Die anderen abschätzig, belustigt, irritiert: Ein Gymnasiallehrer. Und hängt das an die große Glocke. Ogottogott.

So ist das leider. Der Glamour des Lehrerberufs gehört ganz in nebelferne Vorvergangenheit. Heute meidet jeder, der was auf sich hält (fast alle also), diesen Beruf wie einen Fluch und meint, um ihm zu entkommen, die Welt lieber mit Musik, Kunst, Design oder, ähäm, dem geschriebenen Wort beglücken zu müssen. Gut also, dass es ihn gibt: den Oldenburger Klaus-von-Klitzing-Preis, mit dem der „Lehrer des Jahres“ stellvertretend für all die namenlos Tapferen mit Anerkennung und 15.000 Euro überhäuft wird. Diesmal: Erich Welschehold, 62, Mathe- und Physiklehrer aus Wilhelmshaven.

„Ich fühle mich sehr geehrt“, sagt Welschehold, der einen Vollbart trägt, als Kind im Wald aufgewachsen ist und eigentlich Förster werden wollte. Bis er auf Elektrotechnik umschaltete, und als diplomierter Ingenieur erst probehalber mit einem Praktikum, und danach mit vier Ergänzungssemestern in den Schuldienst wechselte. „Ich hatte damals gemerkt, dass ich Wissen gut weitergeben kann.“

Gestresst hat ihn der Beruf nie – nein, nicht jetzt mit dem Viel-Freizeit-Vorurteil kommen: „Wenn man ihn ernst nimmt“, sagt Welschehold, „ist das ein Beruf, in dem man nie Feierabend hat.“ Stress entstehe, wenn‘s im Unterricht nicht laufe.

Läuft aber, bei ihm, sagt Welschehold. „Wahrscheinlich, weil sich die Schüler immer auch als Persönlichkeit aufgehoben fühlten“, sagt er und ruft sich ein paar Fälle in Erinnerung, den Schüler etwa, der mal gesagt hatte: „Obwohl ich immer eine Fünf bekomme, komme ich gern in ihren Unterricht.“ Das habe mit Respekt vor dem Anderen zu tun, sagt Welschehold, der von seinen Schülern geduzt, manchmal auch Teddy gerufen wird.

Es habe aber auch etwas mit seinem Unterricht zu tun. Anschaulichkeit der Materie sei immer sein Ziel gewesen, also in Physik: experimentieren, in Mathe: anwenden. Seit gut zehn Jahren, seit er von der Realschule zu einem außerschulischen Lernort für Technik und Umwelt gewechselt ist, macht Welschehold nichts anderes mehr, als zu experimentieren und anzuwenden. Schüler von der ersten bis zur 11. Klasse arbeiten dort tageweise in Projekten zusammen. Ein daraus hervorgegangenes Solarboot hat es sogar mal bis nach Hannover geschafft: auf die Expo. MAP