PARAGUAY

Vor Jahren bestand die Albirroja praktisch nur aus José Luís Chilavert, dem Torwart-Irrwisch, der immerzu nach vorne eilte, um dort einen Freistoß nach dem anderen ins Tor zu zirkeln. Ein Spektakel war das, aber auch das einzig nennenswerte, was die Mannschaft fußballerisch hervorbrachte. Der Rest bestand in potenzierter Zerstörungswut, auf das Feld gebracht von einer anonymen Horde grimmiger Zweikämpfer. Das alles gibt es nicht mehr. Paraguay ist eine grundsolide, gute Fußballmannschaft, die die Vorrunde als Gruppenerster beendete und nun zum ersten Mal in einem WM-Viertelfinale steht. Eingespielt sind sie, mit guter Raumaufteilung und vorzüglichem Zweikampfverhalten. Die Abwehr steht grandios (erst ein Gegentor), das Mittelfeld ist robust und schlau, der Sturm zwar noch ohne Torerfolg, aber dennoch der beste, den sie je hatten.

Methusalem-Faktor: Ein reifes Ensemble steht da auf dem Platz, Paraguay stellt den viertältesten Kader der WM und nach Brasilien den zweitältesten im Viertelfinale. Jugendwahn in Südafrika? I wo!

Elf-Freunde-Faktor: Mit auffallender Harmonie präsentiert sich das Team, und das, obwohl zu Hause viele gemeckert hatten ob der eingebürgerten Argentinier Santana, Ortigoza und Barrios. Von Streitigkeiten keine Spur.

Risiko-Faktor: Schwierig wird es, wenn die Stammspieler ausfallen, dann produziert der Ersatz mitunter Anti-Fußball, so wie im Achtelfinale gegen Japan.

Prognose: Viertelfinale-Aus, weil Spanien dann doch eine Kragenweite zu groß ist.

DOMINIK WEHGARTNER (27)