heute in bremen
: Die „Bremer Ampel“ wird erprobt

Architektur-StudentInnen regeln den Verkehr

taz: Durch eine „temporäre Installation“ verändern Sie heute die Ampel an der Kreuzung Parkallee/Hohenlohestraße: Fußgänger haben im Normalfall „grün“, Autofahrer müssen auf einen Knopf drücken und warten. Warum?

Klaus Schäfer, Professor für Städtebau und Entwurf an der Hochschule Bremen: Es geht uns darum, experimentell ein Prinzip umzudrehen. Normalerweise ist der Stärkere bevorrechtigt. Aber warum soll der motorisierte Verkehrsteilnehmer, der bereits den Vorteil der Geschwindigkeit hat, durch die Ampelschaltung zusätzlich Zeit gewinnen? Der Fußgänger ist ja ohnehin schon langsamer.

War es schwer, das Amt für Straßen und Verkehr von der Sinnhaftigkeit Ihres Versuchs zu überzeugen?

Gar nicht. Der einzige Einwand bezog sich auf den CO2-Ausstoß der wartenden Autos. Nach Rücksprache mit der Polizei wurde die Versuchsdauer allerdings kurzfristig von acht auf zwei Stunden reduziert.

Was lernen Ihre Studierenden dabei?

Es geht um die Sensibilisierung für die Maßstäbe, nach denen Städte geplant werden. Darüber hinaus meine ich ganz ernsthaft, dass es solche Ampeln geben sollte – vor allem an Stellen, wo Fußgänger besonders gefährdet sind, etwa vor Schulen. Mit Induktionsschleifen könnte man dafür sorgen, das herankommende Autos erkannt und mit Grünphasen versorgt werden. Warum soll man nicht eines Tages von der „Bremer Ampel“ sprechen?

Gestern haben Ihre Studierenden sowohl die Katharinenhofspassage als auch die Martinistraße mit einem „Zu Fuß“-Auto „befahren“. Wie haben die anderen Verkehrsteilnehmer reagiert?

Mit großem Interesse. Es geht uns ja überhaupt nicht um eine Verdammung von Autos, sondern um das Miteinander der verschiedenen Verkehre. Auch Fußgängerzonen sind ungute Monostrukturen, die der Stadtplanungs-Ideologie der 60er Jahre entsprungen sind.

Fragen: Henning Bleyl

Ampel-Experiment: Zwischen 10 und 12 Uhr an der Parkallee/Hohenlohestraße