580 Euro pro Monat für Freiwillige im Ausland

Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul ruft Freiwilligendienst „weltwärts“ ins Leben. 2008 werden 3.000 Plätze besetzt

BERLIN taz ■ Ab sofort können junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren mit finanzieller Unterstützung des Bundes in Entwicklungsländern rund um den Globus einen Freiwilligendienst leisten. Am Donnerstag hat Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) den neuen Freiwilligendienst „weltwärts“ vorgestellt.

Der Einsatz darf zwischen 6 und 24 Monate dauern und wird vom Bund mit 580 Euro pro Platz und Monat bezuschusst. Die Freiwilligen erhalten pauschal 100 Euro Taschengeld monatlich sowie freie Unterkunft und Verpflegung in ihrem Auslandsprojekt. Jeder kann sich im Internet unter www.weltwaerts. de bewerben.

Schon im laufenden Jahr sollen etwa 3.000 Plätze besetzt werden, ab 2010 können es bis zu 10.000 werden.

Entwicklungs- und Freiwilligenorganisationen begrüßen den Vorstoß der Ministerin. Constanze Blenig von der Service- und Beratungsstelle Freiwillige Internationale Dienste (FID) lobt: „Jahrzehntelang war die Freiwilligenarbeit im Ausland nur über Spenden finanziert.“ Nun engagiere sich der Bund hier erstmals finanziell. – „Das ist ein großer Fortschritt“, sagt sie.

In der Vergangenheit mussten Jugendliche, die sich im Ausland engagieren wollten, einen großen Teil der Kosten selbst aufbringen. Das konnte sich nicht jeder leisten. Mit dem pauschalen Bundeszuschuss wird hier die Chancengleichheit verbessert. Allerdings sind pro Freiwilligenplatz etwa 800 Euro im Monat für Reise-, Betreuungs- und Verwaltungskosten erforderlich. Und noch immer müssen Träger und Freiwillige die Differenz zum Bundeszuschuss selbst aufbringen.

Die Finanzspritze des Bundes hat bereits zu einem Ansturm von Anbietern der Auslandsdienste geführt: Über 100 Trägerorganisationen haben sich beworben.

Kritik am „weltwärt“s-Programm gibt es aber trotzdem. So vermissen die Träger eine fachliche Einbindung der Partnerländer und -projekte in das neue Förderprogramm. Manche Gastländer, so heißt es, würden die deutschen Entwicklungsgelder auch lieber für andere Zwecke einsetzen, als jungen Deutschen ein aufregendes Jahr zu finanzieren. Für sehr beliebte Zielländer wie Südafrika und Brasilien könnte, so hieß es am Donnerstag in Regierungskreisen, sogar eine Deckelung der Zuschüsse erforderlich werden.

Nicht ausreichend gefördert wird nach Ansicht von Thomas Oelerich vom Internationalen Christlichen Friedensdienst Eirene die Rückkehrerbetreuung. Bisher bleibt die Fortsetzung des entwicklungspolitischen Engagements der zurückgekehrten Freiwilligen dem Zufall überlassen. Gänzlich ungeklärt ist zudem, wie Deutschland das „Incoming“ fördern möchte, also die Einreise ausländischer Freiwilliger. RAINER BORCHERDING