Dänen schützen Wattenmeer

Ausweisung als Nationalpark beschlossen. Hamburg weiter zögerlich bei Antrag auf Unesco-Weltnaturerbe. Kritik an neuen Plänen für Ölbohrungen im Wattenmeer

Dänemark will seinen Anteil am Nordsee-Wattenmeer als Nationalpark ausweisen. Das habe das dänische Parlament Ende voriger Woche beschlossen, teilte die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) gestern mit. Danach soll der etwa 1.400 Quadratkilometer große dänische Teil des Wattenmeers ab Frühjahr 2009 Nationalpark werden. „Damit haben wir einen anspruchsvollen und glaubwürdigen Schutzstatus“, freut sich WWF-Wattenmeerexperte Hans-Ulrich Rösner.

Damit wird der politische Druck auf Hamburg größer, seinen Widerstand gegen ein Weltnaturerbe vor der Westküste aufzugeben. Der CDU-Senat verweigert seine Unterschrift unter einen entsprechenden Antrag an die Unesco aus Angst vor möglichen Schwierigkeiten bei der geplanten Elbvertiefung. Zudem hatte die Stadt mehrfach auf die zögerliche Haltung Dänemarks hingewiesen (taz berichtete).

Dem etwa 7.500 Quadratkilometer umfassenden deutschen Anteil am weltweit einzigartigen Tidebiotop ist seit rund 20 Jahren von den Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen die höchste deutsche Naturschutzkategorie Nationalpark zuerkannt worden. Zu Hamburg gehört lediglich das 0,14 Quadratkilometer kleine Gebiet um die Insel Neuwerk.

Scharf kritisierte Rösner zugleich Pläne des Energiekonzerns RWE-Dea, weitere Ölbohrungen und Ölförderungen im Wattenmeer vorzunehmen. „Ein solches Ansinnen ist nicht nur unmoralisch, es verstößt auch gegen deutsches und europäisches Naturschutzrecht“, sagte der WWF-Sprecher. „Sollte RWE-Dea eine rechtswidrige Genehmigung erhalten, wird der WWF gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden dagegen klagen.“ Greenpeace-Aktivisten verankerten gestern vor der niedersächsischen Küste eine Boje mit der Aufschrift „Keine Ölförderung im Wattenmeer“.

RWE-Dea wies die Vorwürfe der Naturschützer zurück. „Die Produktion aus dem Erdölfeld Mittelplate ist im Nationalparkgesetz verankert“, sagte Konzernsprecher Derek Mösche. Die Bohrinsel auf dem Sand Mittelplate nördlich der Elbmündung, Deutschlands größtes Erdölfeld, wurde 1987 vor der Ausweisung des Gebietes als Nationalpark in Betrieb genommen.

RWE-Dea plant auch künftig in den Nationalparks vor Schleswig-Holstein und Niedersachsen nach weiteren möglichen Erdöllagerstätten zu suchen. Die dafür notwendigen Probebohrungen seien, so der Konzern, in der Unesco-Antragsstellung aufgeführt. SVEN-MICHAEL VEIT