Die Linke kocht

Finanzsenator Sarrazin empört den Koalitionspartner mit seinem Speiseplan für Hartz-IV-Empfänger

Der von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) entwickelte Einkaufszettel für Hartz-IV-Empfänger hat breite Empörung bei der Linken und bei den Wohlfahrtsverbänden ausgelöst. Sarrazin hatte seine Verwaltung exemplarisch ausrechnen lassen, dass sich ein Erwachsener auch mit dem Hartz-IV-Regelsatz von 4,25 Euro täglich ausreichend und gesund ernähren könne. Der Vorsitzende des SPD-Koalitionspartners Linke, Klaus Lederer, griff Sarrazin am Montag scharf an. Lederer warf dem Senator „ein Maß an Borniertheit und Zynismus“ vor, „das ihn für eine ernsthafte politische Debatte über die Angemessenheit der ALG-II-Regelsätze schlicht disqualifiziert“.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Armutsdebatte wollte Sarrazin zeigen, dass man sich mit wenig Geld ausreichend ernähren könne. Der Senator wollte der Forderung der Linken vorbeugen, die Hartz-IV-Sätze zu erhöhen. Ein Vorschlag Sarrazins für ein Mittagessen in seinen exemplarischen Rechenbeispielen listet auf: „1 Bratwurst (0,38 Euro), Kartoffelbrei (0,25 Euro), 150 Gramm Sauerkraut (0,12 Euro), Gewürze/Öl (0,20 Euro).“

Dazu erklärte Lederer: „Menschenwürde ist mehr als Bratwurst und Sauerkraut.“ Die Linke bleibe deshalb bei ihrer Forderung, die Regelsätze zu erhöhen. Ähnlich äußerte sich Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke). „Ich finde es nicht gut, wenn gut bezahlte Menschen wie wir armen Menschen vorschlagen, wie sie einkaufen sollen“, sagte Knake-Werner. Armut bedeute mehr, als nicht genügend Geld zu haben. Das sei vor allem der Mangel an Chancengleichheit und gesellschaftlicher wie kultureller Teilhabe. DPA