Hilfe bei Krebs

Auf einem Aktionstag im ICC informieren Experten über Aktuelles in der Krebsmedizin. Berlins operatives Krebsregister erleichtert die Klinikwahl

Am 24. Februar 2008 von 9 bis 17 Uhr: Krebsaktionstag im ICC Berlin, Neue Kantstraße/Messedamm, 14057 Berlin

Ausgewählte Veranstaltungen:10.15 bis 11.45 Uhr: Expertenforen zu Brustkrebs, Darmkrebs, Hautkrebs und Lungenkrebs 10.15 bis 11.45 und 14–15 Uhr: Gesundes Kochen mit Johann Lafer und Cornelia Poletto 12 bis 13.30 Uhr: Forum Für Alle: Wie sieht die Zukunft aus, wo liegen die Probleme? Begrüßung durch den Präsident des 28. Deutschen Krebskongresses 14 bis 15.30 Uhr: Expertenforen zu Prostatakrebs, Brustkrebs, Darmkrebs, Hautkrebs und Lungenkrebs Das komplette Programm unter www.krebsaktionstag.de

VON PIA M. SOMMER

Sie treffen sich diesen Monat, und sie treffen sich in Berlin: Vom 20. bis zum 23. Februar findet im ICC der 28. Deutsche Krebskongress statt, zu dem rund 10.000 Teilnehmer erwartet werden. Die Veranstaltung ist die größte Art in Deutschland und richtet sich nicht nur an Fachleute. Am Sonntag, den 24. Februar endet die Tagung mit einem Krebsaktionstag für alle Berlinerinnen und Berliner. Dann informieren Experten über Aktuelles in der Krebsmedizin und beantworten Fragen der Besucher.

Dabei soll es vor allem um fünf Schwerpunkte gehen: Tumore der Brust, der Prostata, des Darms, der Haut und der Lunge. Dies sind die häufigsten Krebsarten hierzulande. Insgesamt erkranken jedes Jahr etwa 425.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs. In Berlin erhielten rund 15.500 Frauen, Männer und Kinder im Jahr 2004 diese Diagnose. Lungenkrebs nimmt besonders stark zu – vor allem bei Frauen. Während er bei Männern in den vergangenen Jahren sank, stieg er bei Frauen kontinuierlich an, berichten die Fachleute vom Gemeinsamen Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen.

Inzwischen ist Lungenkrebs nach Prostatakrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und die dritthäufigste bei Frauen. Sein Verlauf ist oft dramatisch. Etwa 37 Prozent der im Jahre 2004 erkrankten Patienten mit Lungenkrebs haben weniger als sechs Monate überlebt. Von den Lungenkrebstoten war fast ein Drittel jünger als 65 Jahre.

Neben medizinischen Infoständen werden Besucher zahlreiche bundesweite und regionale Selbsthilfegruppen auf dem Aktionstag finden. Die Berliner Krebsgesellschaft informiert unter anderem über Sport und Reisen mit Krebs, bei gesunder Ernährung wird sie von den Starköchen Johann Lafer und Cornelia Poletto unterstützt. Weitere Themen sind Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs, Naturheilkunde in der Krebsbehandlung und Gesundheitsinformationen im Internet.

Es sei schon etwas Besonderes, dass „Experten aus allen Berliner Krankenhäusern unter einem Dach zusammenkommen und sich den Fragen des Publikums stellen“, sagt Maren Müller von der Berliner Krebsgesellschaft. Nebenbei haben Patienten und Angehörige so die Möglichkeit, sich einen Eindruck von den Kliniken in der Stadt zu machen. Eine Hilfe für den Fall, dass ein Krebspatient entscheiden muss, in welchem Krankenhaus er sich operieren lässt.

Eine weitere Orientierung kann in diesem Fall das operative Krebsregister bieten, dessen aktuelle Zahlen Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) im Januar vorgestellt hat. Die Senatsverwaltung dokumentiert darin die Krebsoperationen bei 21 Tumorarten im Jahr 2006. Diese ließen Rückschlüsse auf Spezialisierungen der Berliner Kliniken zu, sagte Lompscher. „Damit geben wir Betroffenen sowie Ärztinnen und Ärzten wichtige Informationen für die Auswahl einer Klinik.“ Sie schränkte aber ein, dass hohe Behandlungszahlen allein noch keine hohe Qualität garantierten. Dafür seien auch „das Engagement, das Können sowie die Erfahrung des gesamten therapeutischen Teams entscheidend“. Der Therapieerfolg hänge ferner vom persönlichen Vertrauen in einen bestimmten Arzt oder eine bestimmte Klinik und vom Betreuungsklima eines Krankenhauses ab. Eine Einschätzung, die Barbara Fey von der Berliner Krebsgesellschaft teilt. Sie rät Patienten, auch auf Zertifizierungen zu achten. Bisher begutachtet die Deutsche Krebsgesellschaft aber nur Brustzentren, Darmzentren sollen folgen.

Laut dem operativen Krebsregister machten Berliner Kliniken im Jahr 2006 rund 17.200 Eingriffe – fast 800 Krebsoperationen mehr als 2005. Am häufigsten entfernten sie Brusttumore. Die knapp 3.460 betroffenen Berlinerinnen ließen sich vor allem in den Brustzentren, also etwa im Vivantes-Klinikum Am Urban, im Sankt-Gertrauden-Krankenhaus in Wilmersdorf, an der Universitätsklinik Charité am Campus Mitte und im Evangelischen Waldkrankenhaus in Spandau behandeln.

Auf Platz zwei der Krebsoperationen in Berlin lagen Harnblasentumore. Fast 3.100 Berliner mussten sich deswegen unters Messer legen und taten dies in spezialisierten Häusern wie dem Auguste-Viktoria-Klinikum der Vivantes-Gruppe, dem Sankt-Hedwig-Krankenhaus in Mitte, dem Vivantes-Humboldt-Klinikum und der Charité am Campus Benjamin Franklin.

Der dritthäufigste Eingriff erfolgte wegen Dickdarmkrebs. Die knapp 1.350 betroffenen Berliner ließen sich vor allem im Sana-Krankenhaus in Lichtenberg, in den DRK-Kliniken Köpenick und den Helios-Kliniken Emil von Behring in Zehlendorf und in Buch operieren.

Gemeinsames Krebsregister: www.krebsregister-berlin.de; Operatives Krebsregister: www.berlin.de/sen/gesundheit/krankenhauswesen/krankenhausplan; Berliner Krebsgesellschaft: www.berliner-krebsgesellschaft.de