Warnhinweise

Vom Auswärtigen Amt

taz: Herr Jäger, was sind die aktuellen Krisengebiete?

Martin Jäger: Wir verfolgen die Entwicklung in den einzelnen Ländern weltweit sehr genau. In bestimmten Fällen sprechen wir eine Reisewarnung aus. Eine solche besteht derzeit für Afghanistan, Irak, Haiti, die Demokratische Republik Kongo, Tschad, Somalia sowie für Teile des Libanon und der palästinensischen Gebiete. Reisen in diese Länder sollten unterbleiben. Daneben gibt es Länder, wo wir – wie im Falle Kenias oder Sri Lankas – von allen nicht unbedingt notwendigen Reisen abraten.

Was muss in einer Region passieren, bevor Sie eine Warnung aussprechen?

Einziges Kriterium ist die Sicherheit der Reisenden und der Deutschen vor Ort. Reisewarnungen werden dann ausgesprochen, wenn aufgrund einer akuten Gefahr für Leib und Leben generell vor Reisen in ein Land oder in bestimmte Regionen eines Landes gewarnt werden muss. Deutsche, die in diesem Land leben, werden dann – wie aktuell im Tschad oder schon länger im Irak – gegebenenfalls zur Ausreise aufgefordert. Ausschlaggebend für eine Reisewarnung können Unruhen, Bürgerkrieg, Naturkatastrophen, Überfälle oder terroristische Anschläge auf ausländische Touristen sein. Eine Reisewarnung oder ein Sicherheitshinweis wird auf der Basis gesicherter Erkenntnisse und in enger Abstimmung mit der jeweiligen deutschen Auslandsvertretung vor Ort ausgesprochen.

Welche Folgen hat das für den Reisenden?

Wenn ein Umstand „höherer Gewalt“ gegeben ist, der eine Reise erheblich erschwert, gefährdet oder beeinträchtigt, kann diese nach Antritt gekündigt werden. Dies muss im Zweifel gerichtlich geklärt werden. Im Regelfall haben Gerichte das Vorliegen höherer Gewalt dann bejaht, wenn das Auswärtige Amt nach Abschluss des Reisevertrages eine Reisewarnung ausgesprochen hat.

Organisieren Sie im Ernstfall Rückholaktionen?

Eine solche Aktion wird je nach Lage in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit den betroffenen EU-Partnern, den betroffenen Reiseveranstaltern, zivilen Fluggesellschaften oder – wenn der Einsatz ziviler Flugzeuge nicht möglich ist – auch der Bundeswehr durchgeführt. INTERVIEW: DIETER GRÖNLING

Das Auswärtige Amt informiert im Internet aktuell über Reiseziele im Ausland. www.diplo.de

Martin Jäger ist der Pressesprecher des Auswärtigen Amtes.