Beck lässt sich nichts anhängen

Nach der Rot-Rot-Debatte: Der SPD-Chef redet sich geschickt das Hamburger Wahlergebnis schön. Die Linke glaubt vorerst nicht an Koalitionen mit der SPD

BERLIN taz ■ Kurt Beck muss ein paar Leuten nachträglich dankbar sein an diesem Wahlabend. Gerhard Schröder kann man dazuzählen oder auch Thomas Mirow, den SPD-Spitzenkandidaten bei der Hamburgwahl im Februar 2004. Durch ihr Zusammenwirken hat die SPD damals jämmerliche 30,5 Prozent geholt. Weil das so schlecht war, kann jetzt niemand genau sagen, wie schlecht das aktuelle Ergebnis wirklich ist.

Kurt Beck nutzt diese Konstellation. Er sagt nach den ersten Hochrechnungen in der SPD-Parteizentrale, dass alles sehr gut gelaufen sei. Vergessen ist, dass die SPD ja eigentlich jahrzehntelang regiert hat in Hamburg. Beck sagt, dass Michael Naumann, der Spitzenkandidat, die Landespartei übernommen habe, als sie in Umfragen bei „Mitte 20 Prozent“ gelegen habe.

Damit wird man dem Vorsitzenden bei den Gremiensitzungen am Montag in Berlin nicht so leicht die Niederlage in Hamburg anhängen können. Es bleibt im Ungefähren, ob Becks Wohlwollen für den Plan, Andrea Ypsilanti mit den Stimmen der Linken wählen zu lassen, die SPD Stimmen gekostet hat. Keine Zusammenarbeit, kein Tolerierung, keine Duldung – aber eine geheime Wahl im April, bei der Ypsilanti mit den Linken zur hessischen Ministerpräsidentin wählen lässt. Beck hat diese Möglichkeit in die Welt gesetzt und hinterher auch nicht wieder abgeräumt. Die SPD hat gestritten.

Die Linkspartei im Berliner Karl-Liebknecht-Haus ist eher vorsichtig, wenn sie nach Becks Kehrtwendung in Richtung der Ex-PDS gefragt wird. Dort glaubt man, dass die SPD derzeit selbst nicht recht weiß, wo sie hinwill. Bevor sich die SPD nicht selbst gefunden habe, sei auch die Zusammenarbeit mit der Linken schwierig, glauben viele Funktionäre in den oberen Rängen. Vielleicht liegt das auch daran, dass die Erwartungen in Hamburg nicht ganz erfüllt worden sind.

Als klar wird, dass die Linkspartei dort etwas über 6 Prozent bekommt und nicht 8 oder 9 wie zwischenzeitlich vorhergesagt, sitzt Bundestagsfraktionsvize Bodo Ramelow im Zug von Bremen nach Berlin. Anne Will hat ihn in ihr Studio eingeladen. Thema der ARD-Sendung: „Sag niemals nie – die Linke wird salonfähig.“ Ganz so rosig erscheint Ramelow die Zukunft dann doch nicht. „Beck hat nicht Ja zu einer Zusammenarbeit mit uns gesagt, sondern nur die Möglichkeiten der hessischen Verfassung erläutert, laut der wir Ypsilanti mitwählen können“, sagt der Mann, der die Vereinigung von WASG und PDS organisiert hat, „auch unser Einzug in den Hamburger Landtag wird leider nichts an der unentschiedenen Haltung der Sozialdemokraten ändern.“

Auch Linke-Vizechefin Katina Schubert glaubt, die SPD habe sich noch nicht für einen klaren Kurs entschieden. Wahrscheinlich wisse Parteichef Kurt Beck selbst nicht, „was seine Äußerungen eigentlich bewirken sollten“.

GEORG LÖWISCH, DANIEL SCHULZ