berliner szenen Superpower

Helden im Regen

Heute ist kein Tag für Heldentaten. Es regnet und ist windig und man bleibt besser drinnen. Der Meinung ist sicher auch Supermann, der sich verloren im Eingangsbereich des Supermarkts rumdrückt. Aber auch hier zieht es und der Held friert. Sein figurbetontes Outfit, so schön es auch glänzt, ist definitiv aus zu dünnem Material. Und wasserabweisend scheint es auch nicht zu sein. Das Cape klebt ihm an den feuchten Waden. Er fühlt sich sichtlich unwohl. Dann murmelt die Kassiererin, die ihren Blick kaum von seinem Superbody nehmen kann, auch noch was, das sich nach „Batman“ anhört. Aber das passiert den besten. Auch Thomas Gottschalk wurde schon mal für Florian Silbereisen gehalten.

Ab und zu rennt Supermann raus in den Regen, wo eine Frau mit Kamera auf ihn wartet und seine Flugversuche aufzeichnet. Meist flüchtet er bald wieder zitternd in den Supermarkt. Man möchte ihn mit nach Hause nehmen und eine warme Milch kochen. Oder vielleicht etwas Spinat. Aber auf der anderen Seite möchte man nicht aufdringlich sein, außerdem hat man ja selber genug zu tun. Wäsche waschen zum Beispiel. Auf einmal fühlt man sich sehr sterblich, vor allem als die Kassiererin mehr Geld verlangt, als man erwartet hatte. Das Kilo Saftorangen bleibt also an der Kasse. Im Regen angekommen, reißt auch noch die Tüte auf, was vielleicht die Strafe dafür ist, dass man sich für Plastik entschieden hat. Vor allem aber ist es eine große Sauerei, da alles in einer Pfütze landet. Und als man alles eingesammelt hat und einen letzten Blick Richtung Supermarkt wirft, drückt Supermann an der Fensterscheibe seine Nase platt und lächelt breit. Ist Schadenfreude für Superhelden angemessen? Das bleibt noch zu klären. LENA HACH