IBA 2013 soll klimaneutral werden

Müllberg wird Energieberg, Flakbunker Solarbunker, Wärme im Verbundnetz genutzt: Bauausstellung will massentaugliche, sich wirtschaftlich selbst tragende Musterlösungen vorführen. Kooperation mit Weltzukunftsrat

Die Internationale Bauausstellung (IBA) 2013 in Wilhelmsburg soll zeigen, wie Großstädte klimafreundlich werden könnten. Dazu hat sich das IBA-Büro mit seinem Geschäftsführer Uli Hellweg drei große Projekte ausgedacht. Der gewaltige Flakbunker – ein Bruder der Betonburg auf dem Heiligengeistfeld – soll mit Sonnenkollektoren verkleidet werden. Aus der ehemaligen Mülldeponie in Obergeorgswerder wird Energie gemolken. Und die Gebäude der „Neuen Mitte“ zwischen S-Bahnstation und Rathaus sollen an ein Nahwärmeverbundsystem angeschlossen werden: Sie heizen und kühlen sich wechselseitig.

Das Konzept ist am Donnerstag und Freitag auf der Veddel diskutiert worden. Als Kooperationspartner hatte die IBA den Weltzukunftsrat (WFC) gewinnen können. „Der Schlüssel zum weltweiten Klimaschutz liegt in den Städten“, sagte Stefan Schurig vom WFC. Seit dem vergangenen Jahr lebten mehr als die Hälfte aller Menschen in Städten. Die IBA sei „eine große Chance für Hamburg, internationale Maßstäbe zu setzen“.

Das Thema „Stadt im Klimawandel“ ist eines von drei Leitprojekten der IBA. Wie sich das inhaltliche Anliegen mit dem Städtebau verbindet, wird an dem 44 Meter hohen Bunker in der Neuhöfer Straße zu sehen sein. Nach dem Krieg sprengten die Briten das Innere. Heute wachsen Birken an der Fassade.

Die IBA will den Bunker auf der Südseite und auf dem Dach mit rund 3.500 Quadratmetern Sonnenkollektoren verkleiden. Die hier gewonnene Wärme wird in das Netz des angrenzenden „Weltquartiers“, einem Wohnviertel mit Menschen aus 31 Nationen, eingespeist. Für das Bunkerinnere sucht die IBA eine Nutzung. Ein Investor soll die Ideen der Anwohner berücksichtigen.

Auch in das Nahwärmenetz der Neuen Mitte soll Sonnenwärme fließen, dazu Erdwärme. Wichtigster Bestandteil dieses kleinen Netzes wird jedoch ein Blockheizkraftwerk sein, das mit Biogas Strom und Wärme erzeugt und daher sehr effizient ist. Die Häuser sollen einen Wärmeschutzstandard haben, der um 50 Prozent besser ist als der von der aktuellen Energieeinsparverordnung geforderte, und Sonnenzellen auf den Fassaden.

Der Clou des Systems besteht darin, dass sich die vielen Nutzer ergänzen: Die Wärme, die bei der Kühlung der zukünftigen Stadtentwicklungsbehörde entsteht, soll genutzt werden, um das benachbarte neue Schwimmbad zu heizen. Und wenn es die Hotelgäste abends gemütlich haben wollen, sitzt in der Behörde nur noch der Pförtner vor dem Radio.

Das Biogas für das Blockheizkraftwerk soll von den Wilhelmsburger Deichen, Straßenrändern und dem Müllberg kommen. Hier wachse genug Gras, um Gas für ein Kraftwerk mit einer Leistung von 300 Kilowatt zu erzeugen, sagte IBA-Geschäftsführer Hellweg. Schon heute entsteht auch in dem verrottenden Müllhaufen selbst Gas. Stündlich pumpt die Norddeutsche Affinerie 120 bis 160 Kubikmeter Deponiegas als Brennstoff ab.

Am Südhang des Müllhügels plant die IBA eine 10.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage für Sonnenstrom. Die alten Windräder auf dem Hügel sollen ersetzt und damit ihre Leistung verfünffacht werden.

Das Sickerwasser aus der Deponie und das davon vergiftete Grundwasser wird heute schon aufgefangen. Die IBA will mit einer Wärmepumpe daraus Heizenergie für ein Ausstellungsgebäude auf der Deponie gewinnen. Der Strom für die Wärmepumpe käme von den Sonnenzellen. GERNOT KNÖDLER