Mythos Germania-Ausstellung

Der Verein Berliner Unterwelten präsentiert eine Ausstellung über die Pläne des Nazi-Regimes zur Umgestaltung Berlins. Der Titel „Mythos Germania – Schatten und Spuren der Reichshauptstadt“ verspricht mehr, als er halten kann

Direkt neben dem Holocaust-Mahnmal und in der Nachbarschaft der „Topographie des Terrors“ wird ab 15. März das Berlin zu sehen sein, wie es das nationalsozialistische Regime geplant hatte. Die Ausstellung „Mythos Germania – Schatten und Spuren der Reichshauptstadt“ findet dann im Pavillon in der Gertrud-Kolmar-Straße 14 statt.

Hier möchte der Verein Berliner Unterwelten e. V. die Planungsgeschichte, Architektur sowie soziale und politische Aspekte der Umgestaltung Berlins beleuchten. Bemerkenswert ist, dass die Ausstellungsmacher keinerlei öffentliche Mittel bekommen haben. Die Ausstellung wurde aus der Vereinskasse und privaten Spenden finanziert.

Auf zwei Stockwerken werden die Ergebnisse der zehnjährigen Forschung präsentiert. Wer sich auf umfangreiche Modelle der geplanten „Welthauptstadt Germania“ einstellt, wird jedoch enttäuscht aus der Ausstellung gehen. Gerade zwei Modelle sind zu sehen: eines vom zentralen Bauwerk, der „Großen Halle“, und eines von der „Nord-Süd-Achse“. Dieses Modell wurde im Film „Der Untergang“ benutzt. Da jegliche Beschriftung der Modellhäuser entlang der Prachtstraße fehlt, darf der Besucher raten, um welches Bauwerk es sich jeweils handeln könnte.

An den Seitenwänden des Pavillons hängen Schautafeln, illustriert mit Bildern und zweisprachigen Erläuterungen. Darauf werden beispielsweise die Pläne für die „Große Halle“, die Platz für 180.000 Menschen bieten sollte, beschrieben. Sie sollte auf dem alten Spreebogen gebaut werden.

Die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung Berlins ist ein wichtiger Bereich der Ausstellung. Juden, die in Wohnungen lebten, die für die Umbaupläne gebraucht wurden, wurden in Konzentrationslager oder Gettos gebracht und später zumeist getötet. Die Ausstellungsmacher legen besonderen Wert darauf klarzumachen, dass Albert Speer diese „Entsiedlung“ von seinem Architektenschreibtisch aus geplant hatte.

Wer sich für 6 Euro Eintritt hinstellen und eine Stunde lesen möchte, ist hier richtig. Allen anderen sei geraten, für 5 Euro ins Deutsche Historische Museum zu gehen, in dem man sich getrost einen Nachmittag lang über den Nationalsozialismus informieren kann. Für den einen gesparten Euro kann man sich ja danach auch noch ein Eis leisten.

TANJA BRAUN