die raucherecke
: Raucherreservat Bierzelt

Was für eine Nachricht vom Weißwurstäquator: Es darf wieder geraucht werden in den Bierzelten! Nun ist es kein Geheimnis, dass in Bayern die Uhren ein wenig anders ticken als im Rest der Republik, dass es manchmal länger dauert, bis man da ist, wo man hinwollte. Das CSU-interne Hin und Her ums Rauchverbot aber, das stand auf der Unerträglichkeits-Skala schon fast auf gleicher Stufe mit den leidigen SPD-Querelen. Lockerung ja, nein, ja, nein – Beckstein und Huber konnten sich einfach nicht entscheiden.

Aber ach, es war auch schwierig: Da war sie endlich, die lang ersehnte Möglichkeit, Bayern wieder zum Vorbild zu machen – diesmal nicht in Sachen Fußball oder Separatismusbestrebungen, sondern im Gesundheitsschutz. Das härteste Rauchergesetz der BRD, das war doch mal was! So stellte man sich die schöne, neue, rauchfreie Welt in Bayern vor – bis zum „schwarzen Sonntag“. Die Kommunalwahlen am 2. März bescherten der CSU das mieseste Ergebnis seit 1966 – und das konnte schließlich unmöglich an König Stoibers Abtritt oder den leicht rassistischen Wahlplakaten gelegen haben. Der wahre Schuldige war schnell gefunden: das rigide Rauchverbot! Bierzelt ohne Zigarette, wer hält das schon aus? Ergo musste es schnellstens gelockert werden, um weitere Kollateralschäden bei den Landtagswahlen im Herbst abzuwenden.

Nur wie, ohne sich desselben Vergehens wie die Konkurrenz schuldig zu machen – des höchst unschönen Wortes Wortbruch? Die Entscheidungshilfe kam in Form der Ordnungskräfte: Feuerwehr und Polizei prophezeiten ein wahres Armageddon auf der Wiesn, welches die Freiluftraucher auslösen würden, indem sie Fluchtwege blockierten. Ja mei, da wurde der Kulturschock gerade noch mal abgewandt. Und Bayern profiliert sich jetzt auf einem Gebiet, das zwar gänzlich unbayerisch, aber auch recht dankbar ist: dem Minderheitenschutz. NELE JENSCH