Eltern in Rage
: Natürliche Reaktion

Dass Eltern alles dran setzen, ihren Kindern zu einem guten Abschluss zu verhelfen, ist eine natürliche Reaktion. Sie sind zu Recht wütend, wenn Klassen zu voll sind, so dass der Lehrer Kinder nicht individuell wahrnehmen und fördern kann. Und sie haben ein Recht, an Schullaufbahnempfehlungen zu zweifeln, wie es die Wissenschaftler längst tun.

KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER

Spätestens seit Pisa ist klar, der schulische Erfolg hängt in Deutschland von den Eltern ab. Sind sie fit, wohlhabend und gebildet, schicken sie ihre Kinder in Nachhilfekurse oder üben mit ihnen immer schon zwei, drei Lektionen im Voraus, damit sie im Unterricht die Nase vorn haben. Wer das nicht kann, verliert schon mal die Nerven.

Die Lehrer in Niedersachsen bekommen die Wut ab für Zustände, die sie nicht verantworten, aber mittragen. Sie vergeben Zensuren und Empfehlungen. Es ist erstaunlich, wie deutlich der Verband Bildung und Erziehung hier den Zusammenhänge zwischen Konfliktballung und immer früherem Aussieben benennt. Der Druck auf die Kinder beginnt schon in der zweiten Klasse. Das Thema ist brisant und hätte, wie das Turbo-Abitur, ein Eingreifen des Ministerpräsidenten Christian Wulff verdient. Er sollte nach Hamburg schielen, wo Ole von Beust gerade dank der Grünen das längere gemeinsame Lernen entdeckt.

Bericht Seite 22