nebensachen aus prishtina
: Vom Nazi zum Nahzi oder Nie mehr Mittag essen mit Adolf

Vor Frone haben viele Respekt. Der Amerikaner albanischer Herkunft ist bei Journalisten einer der gefragtesten Interviewpartner. Der Mittvierziger gehört seit einem Jahrzehnt zu den bestinformierten Analytikern der Region, war auch während des Krieges im Kosovo und in Albanien, hat ständigen Kontakt mit Politikern von vor Ort und kennt die für die Region wichtigen Leute in den USA und in Europa. Er ist verbandelt mit Menschenrechtsorganisationen, Künstlern, Schriftstellern. Er hat nur ein Handikap: Sein Nachname lautet „Nazi“.

Natürlich machten viele Bekannte immer wieder Witze über Frone Nazi. Kam er in ein Café, gab es immer irgendjemand, der auf seinen Namen anspielte. „Na Nazi, wie geht es Goebbels?“ Das ging ihm nicht nur im Kosovo so, sondern vor allem in seiner Heimatstadt New York. Unter seinen jüdischen Freunden waren besonders viele Lacher. So riet ihm sein Freund Abraham, über die Änderung seines Nachnamens nachzudenken.

„Das war für mich ein neuer Gedanke“, erzählt er in Prishtina. „Und auch gar nicht so einfach. Denn die Nazis – du musst das z mit stimmhaftem s sprechen –also die Naasis, gehören zu den bekannten Familien.“ Die Verwandtschaft war auch nicht gerade begeistert von der Idee. „Und so zögerte ich, bis mir der Kragen platzte, als ich wieder in einer Runde in New York gefragt wurde, wann ich das letze Mal mit Adolf zu Mittag gegessen hätte.“ Doch einen neuen Namen zu finden war gar nicht so einfach. Wieder hatte Abraham die zündende Idee. „Du musst an die Öffentlichkeit.“ Er solle unter seinen Freunden ein Preisausschreiben veranstalten. Man müsse eine Jury zusammenstellen und den besten Namen auswählen.

Der Preis war schnell gefunden. Frone war es gelungen, ein beträchtliches Stück des begehrten Ziegenkäses aus dem Sar-Gebirge, das die Grenze zwischen dem Kosovo und Mazedonien markiert, in die USA zu bringen. Da Ziegenkäse auch in New York hohes Ansehen genießt, war der Anreiz, mitzumachen, groß. Über Internet, versteht sich. Ca. 1.000 Vorschläge gingen ein.

„Na und wer hat gewonnen?“ Frone lehnt sich zurück. „Abraham natürlich. Und weißt du, was er vorgeschlagen hat? Ein kleines „h“ wird mich verändern.“ Aus Nazi wurde Nahzi. „Ich heiße jetzt Frone Nahzi“, lacht er.

Natürlich wurde dann gefeiert und Abraham hat den Käse mit den anderen Partygästen geteilt. Die Behörden haben das Spiel auch mitgemacht. „Selbst in New York weiß jeder Bürokrat, welche Hypothek der Name Nazi bedeutet.“ Endlich holt er seinen neuen Pass hervor. Frone Nahzi ist nun mit Stempel und Siegel offiziell.

ERICH RATHFELDER