Macht-Club macht das Licht aus

Im Juni ist Schluss: Hamburgs prominenteste Lesereihe im Schauspielhaus wird eingestellt. Dessen Intendant hatte den Machtclub-Betreibern eine Auszeit und ein neues Konzept vorgeschlagen – stattdessen ziehen sie nun ganz aus

Schon einmal waren die Tage des Macht-Clubs gezählt: Vor genau fünf Jahren, im April 2003, verabschiedete sich Hamburgs dienstälteste Lesereihe aus dem Mojo-Club. Der machte dicht – und weil der Macht-Club damit seines Stammplatzes beraubt war, wurde tränenreich Abschied gefeiert. Unbegründet, wie sich bald zeigte: Schon im Mai zogen die Macht-Macher ein paar Häuser weiter ins Café Keese. Und seit Oktober 2003 residiert die Lesereihe im Schauspielhaus – bis heute.

Genauer: Noch bis Juni. Dann ist wieder Schluss. Diesmal wirklich, wie die Macht-Moderatoren Sven Amtsberg und Michael Weins zu Beginn der 69. Ausgabe am Dienstag erklärten: Die Gründe ähneln denen von vor fünf Jahren: Der Macht-Club steht ohne Veranstaltungsort da, die Gespräche mit Schauspielhaus-Intendant Friedrich Schirmer über eine Vertragsverlängerung sind gescheitert. Das Schauspielhaus habe vorgeschlagen, über ein neues Konzept nachzudenken und ein Jahr Auszeit zu nehmen, erklärte dessen Sprecher Uwe Heinrich: „Diese Auszeit hätte mit einer Art ‚Macht-Club unplugged‘ in der Kantine überbrückt werden können – natürlich mit veränderten Konditionen.“ Dieses Angebot habe das Macht-Club-Team abgelehnt; das Schauspielhaus und die Macht-Macher hätten sich daraufhin geeinigt, die Reihe am Ende der Spielzeit einzustellen – „in gutem Einvernehmen“.

„Wie es danach weitergeht, wissen wir noch nicht“, sagt Machtclub-Moderator Michael Weins. „Und wir wollen es auch noch nicht so genau wissen.“ Sicherlich werde der Macht-Club – eine Gruppe aus neun AutorInnen, VerlegerInnen und VeranstalterInnen, die sich im Jahr 2000 zusammengeschlossen haben – weiter bestehen und in der Hamburger Kulturszene aktiv bleiben. „Ob es allerdings wieder einen regelmäßigen Machtclub an einem anderen Ort geben wird, ist derzeit offen.“

Denn die Schwierigkeiten beschränken sich nicht auf die Raum-Frage: Vor drei Jahren hatte der Hauptsponsor, die Wolfenbütteler Jägermeister AG, dem Macht-Club die Zusammenarbeit aufgekündigt. „Wir hatten von Anfang an den Ehrgeiz, den auftretenden Autoren auch ein anständiges Honorar zu zahlen“, sagt Macht-Macher Hartmut Pospiech. „Und das ist einfach eine teure Sache.“

Im Gegenzug habe sich der Bekanntheitsgrad der Reihe schnell gesteigert, auch über die Stadtgrenzen hinaus. „Inzwischen haben uns Verlage sogar Autoren angeboten“, sagt Pospiech. „Der Macht-Club ist ein Produkt, das sich etabliert hat. Jetzt müssen wir uns erst mal wieder hinsetzen und überlegen.“ Ein erstes Treffen sei für Anfang Mai geplant. „Ich habe den Eindruck“, sagt Pospiech, „dass wir alle weitermachen wollen“. Und für die Sache, fügt er hinzu, sei es vielleicht ja gar nicht so schlecht, dass sie jetzt wieder bei Null anfangen müssten. FLORIAN ZINNECKER

Der nächste Machtclub – „In 80 Minuten durchs Universum“ mit Dietmar Dath – findet am 13. 5. im Malersaal des Hamburger Schauspielhauses statt.