Ermittlungen gegen fairen Arzt

Die Ärztekammer prüft, ob es der Berufsordnung widerspricht, dass der Orthopäde Ludwig Flocken die Patienten über sein Honorar entscheiden lässt

Die Patienten des Bergedorfer Arztes Ludwig Flocken sollen nicht bestimmen dürfen, wieviel Honorar sie ihm bezahlen. Flocken lässt seit vier Jahren seine gesetzlich versicherten Patienten selbst entscheiden, wie viel sie für die Behandlung zu zahlen bereit sind. Da er keine kassenärztliche Zulassung besitzt, ist er auf ein alternatives Abrechnungssystem angewiesen. Die Ärztekammer Hamburg hat Vorermittlungen für ein eventuelles berufsgerichtliches Verfahren gegen ihn eingeleitet. Das könnte ihn seinen Job kosten.

Die Kammer verdächtigt den Orthopäden, mit seinem Honorarkonzept gegen die Berufsordnung zu verstoßen. Zwar lässt ihm die Gebührenordnung für Ärzte bei seinem Gehalt etwasSpielraum. Die Kammer wirft Flocken jedoch vor, entweder Preisdumping zu betreiben oder aber den Patienten durch überhöhte Preise zu schaden – auch wenn diese sich freiwillig für den Betrag entschieden haben.

Auch die dritte Option, die die Kammer als „zufällig richtige Beträge“ beschreibt, wird kritisiert: Die Kosten der Behandlung sollten sich schließlich nach der Gebührenordnung richten und nicht Glückssache sein. „Der Patient entscheidet ja nicht zufällig,“ verteidigt sich Flocken. „Er setzt den Preis je nach Dauer, Aufwand und Zufriedenheit mit der Behandlung fest.“

Bei der Ärztekammer gab es zudem Beschwerden über Flocken: Nachdem sie einen Termin zu kurzfristig abgesagt hätten, habe er sie aufgefordert, in den Fonds „Therapeutikum Apis“ einzuzahlen, behauptet ein Ehepaar. Nachdem das Ehepaar die Spende verweigert hätte, habe er ihnen Hausverbot erteilt.

Flocken widerspricht dieser Darstellung: „Erst nachdem ich vom Patienten in meiner Praxis beleidigt wurde, habe ich seiner Frau und ihm Hausverbot erteilt.“ Mit dem Fonds finanziert er die Behadem Arztndlung mittelloser Patienten.

Im Mai wird entschieden, ob der Fall eine Rüge oder ein berufsgerichtliches Verfahren nach sich zieht. In diesem Fall könnte Flocken die Approbation entzogen werden. JESSICA RICCÓ