CDU-Bürgermeister macht rüber

Aufregung in Brandenburg: Ein erfahrener CDU-Kommunalpolitiker wechselt zur Linken

BERLIN taz ■ Über viele Jahre engagierte sich René Krone in Märkisch-Oderland für die CDU. Damit ist jetzt Schluss. Der ehemalige CDU-Kreisgeschäftsführer von Märkisch-Oderland und Bürgermeister von Bliesdorf ist seit Anfang März Mitglied der Linken. Vor zehn Monaten trat der 40-Jährige erst aus der Union aus – und dieses Jahr der Linkspartei bei. Schon zur Kommunalwahl Ende September will er für die Linke kandidieren.

Ausschlaggebend für seinen Wechsel sei eine Provinzposse gewesen, sagte Krone am Dienstag. In der kleinen Kreisstadt Seelow wollte die gemeinsame Fraktion aus CDU und dem Wählerbündnis Die Rechte eine Straße nach dem bekennenden Nazi und U-Boot-Kommandanten Günter Seibicke benennen. René Krone wünschte sich ein deutliches Signal gegen diese Geschmacklosigkeit von seiner CDU-Kreischefin Beate Blechinger. Aber die brandenburgische Justizministerin reagierte nicht.

Er könne die Politik der CDU nicht mehr mittragen, sagte Krone. Seine Kreispartei ist zerstritten, ebenso die Landespartei. Außerdem sei die CDU in sozialen Fragen nicht mehr vorne mit dabei, kümmere sich zu wenig um die Schere zwischen Armen und Reichen, sagte Krone.

„Er hat sich das gut überlegt“, sagte der Kreisvorsitzende der Linken in Märkisch-Oderland, Bernd Sachse. Nach seinem Austritt aus der CDU im Juni 2007 sei Krone von sich aus auf die Linke zugekommen. Zunächst habe man ausführliche Gespräche geführt. Anfang März war es dann so weit. „Eigentlich ist es eine Rückkehr und kein Parteiwechsel“, sagt Sachse. Schließlich sei Krone früher Mitglied der SED gewesen. Auch Krone spricht lieber von einer „Rückkehr“ zur Linken. Dafür nimmt er einiges in Kauf, denn die politische Umorientierung kostet den erfahrenen Kommunalpolitiker seinen Job.

Bis zu seiner Krankschreibung im November arbeitete René Krone im Wahlkreisbüro des CDU-Landtagsabgeordneten Dierk Homeyer. Eine langjährige Beziehung: Krone hatte schon dem Kreisvorsitzenden Homeyer vier Jahre als Geschäftsführer zugearbeitet. Zusammen bestritten sie etliche Wahlkämpfe. Von seinem Parteikollegen hat René Krone seit seinem Parteiaustritt im Sommer 2007 kein Wort des Bedauerns gehört. Mittlerweile lässt Homeyer ausrichten, dass Krone nicht mehr für ihn arbeite. Das ist schon der zweite Verlust der Brandenburger CDU an die Linke. Bereits im Dezember freute sich die Linke-Kreistagsfraktion über eine Überläuferin. Die CDU übt sich in Schadensbegrenzung: Krone sei eben nie mit dem Herzen bei der Union gewesen, sagte Rolf Hilke, Generalsekretär von Brandenburgs CDU. Der Austritt sei ein „Einzelfall“.

OLE REISSMANN