Artenschutz tut Not

Agrarökologe: Nordniedersachsen muss mehr für Artenvielfalt tun. Landwirtschaft würde profitieren

Besonders in Südniedersachsen wird nach Ansicht des Göttinger Agrarökologen Christoph Scherber zu wenig für den Artenschutz getan. Der Rückgang der Artenvielfalt werde durch die sehr intensive Nutzung großer Landesteile verstärkt, sagte Scherber. Deutschland ist ab Montag Gastgeber der neunten Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt.

„Die Folgen des Artensterbens sind nicht vorhersehbar“, sagte Scherber. Es sie allerdings damit zu rechnen, dass Schädlingspopulationen wüchsen, was sich negativ auf die Landwirtschaft auswirke. Tiere, die Schädlinge in Schach hielten, verschwänden oft unbemerkt. Dazu gehörten unscheinbare Insekten wie die Schlupfwespe oder der Laufkäfer. Überdies hätten Biologen den vergangenen 20 Jahren „einen dramatischen Rückgang der Bestäuber“ beobachtet, sagte Scherber. Auch das schmälere den Ertrag der Landwirtschaft.

Es lohne sich für Bauern auf jeden Fall, in den Artenschutz zu investieren – auch wenn dadurch ein Flurstück nicht vollständig genutzt werden könne. „Wirtschaftliches Auskommen ist eine Sache, aber man sollte auch versuchen, auf seinen Flächen artenreiche Bereiche zu schaffen“, empfahl der 31-Jährige. Die Bauern könnten Randstreifen unbeackert lassen. Das Pflanzen einer Hecke, könne sogar ertragssteigernd wirken. Die Vielfalt der Landschaft sei entscheidend. „Wenn wir die Natur auch in Zukunft so intensiv nutzen wie im Moment, laufen wir Gefahr, dass Arten verloren gehen, an deren Stelle keine andere Art mehr treten kann“, mahnte Scherber.

Lobende Worte fand der Ökologe für den Naturschutz in Nordniedersachsen, wo besonders für Vögel viel getan werde. Dort seien die Probleme wegen der geringeren Bevölkerungsdichte nicht so groß wie im Süden. DPA