„Die Entscheidung kommt Wochen zu spät“

Wolf-Christian Ramm von terre des hommes hofft, dass Birmas Junta Hilfe nun tatsächlich möglich macht

WOLF-CHRISTIAN RAMM von terre des hommes spricht für das „Bündnis Entwicklung hilft“ aus fünf Organisationen.

taz: Herr Ramm, laut UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Birmas Junta zugesichert, alle ausländischen Helfer ins Land zu lassen. Glauben Sie das?

Wolf-Christian Ramm: Wir hoffen, dass es eintritt. Diese Entscheidung kommt natürlich drei Wochen zu spät, wahrscheinlich hätten sehr viele Menschen gerettet werden können, wenn man auch ausländische Hilfe eher zugelassen hätte. Wir sind gern bereit, der Junta jetzt zu glauben – aber die Praxis muss es erweisen.

Der Dachverband „Entwicklung Hilft“, dem terre des hommes angehört, hat die ganze Zeit über arbeiten können, weil Mitarbeiter bereits im Lande waren. Ändert die angekündigte Öffnung für Ihre Arbeit zusätzlich etwas?

Ja. Die Arbeit von terre des hommes ist immer informell gewesen, sie hat sich auf Netzwerke von Mönchen, Freiwilligen, Alumni oder einheimischen Geschäftsleuten gestützt. Unsere Strategie war, kleinere Quantitäten von Hilfsgütern zu transportieren, die einfach weniger auffallen – und trotzdem hat es immer wieder Kontrollen, Straßensperren und Behinderungen gegeben. Wenn das jetzt aufhören würde, wäre es tatsächlich eine neue Situation.

Offensichtlich hat die Junta doch von Anfang an befürchtet, mit internationalen Helfern käme eine größere Öffnung des Landes, als ihr lieb wäre. Heißt dieses Einlenken jetzt, dass sich politisch in Birma etwas ändern wird?

Das ist zu hoffen. Offenbar war es ja nun nicht das Erbarmen vor dem Leid der Menschen, das die Junta zum Einlenken bewogen hat. Sondern das einhellige Urteil der internationalen Gemeinschaft hat zu der Auffassung geführt, dass man sich jetzt öffnen muss. Es wäre gut, wenn das politische Liberalisierungen nach sich ziehen sollte.

Aber ist es nicht auch eine Gefahr, wenn von außen die Themen Katastrophenhilfe und politische Öffnung zu stark verknüpft werden?

Die politischen Forderungen an die Junta gab es ja auch schon vorher. Spätestens im Herbst 2007 bei den Protesten der Mönche wurde doch die Forderung nach Beachtung der Menschenrechte, der Zulassung politischer Opposition sehr laut. Man kann nicht sagen, dass das erst mit der Katastrophe vom Himmel gefallen sei.INTERVIEW: BERND PICKERT