berliner szenen Tuned City

Sang und Klang im alexa

Dann setzt sie sich auf den Boden, mitten im Einkaufszentrum alexa, greift zum Mikro und fängt an zu singen. Die Stimme von AGF alias Antye Greie ist ganz sanft und weich, ein Kontrast zu den elektronischen Beats und Sounds, die sie auf ihrem Laptop produziert. 30 Minuten hat sie, um den Raum mit Klang zu füllen. Durch die Lautsprecher hört man nur noch ihre Stimme, ihre Musik, in den Gängen, auf allen drei Etagen. Nur wenige Worte, die nicht untergehen im Rauschen der klirrenden und krachenden Musik. Ein leises Glockenspiel, als käme es von einem anderen Ort. „Unsichtbar für den Tag“, singt sie. Dazwischen Scheppern und Schrubben, als würde man Aufräumarbeiten beiwohnen. Der abrupte Wechsel im Rhythmus, immer begleitet von der sonoren Stimme, ist disharmonisch zu manchen ihrer Sounds. Aber genau ihre Stimme, ihre einflößenden ruhigen Worte machen es aus. Es geht der Sängerin darum, „über den Sound eine andere Stimmung zu erzeugen“. Im hässlichen „diskursbelasteten alexa“ will sie eine abstrakte Kunstperformance hinlegen. Zwei Mädchen, die vor Zara auf einer Bank sitzen, haben die Musik für „irgendeine Störung“ gehalten. „Just try again“ singt AGF dann. Triphoppige E-Poetry im Aaliya-Remake. Zwei junge Männer mit H&M-Tüten in der Hand finden das Konzert „einfach geil“. Mittlerweile hat sich eine kleine Traube gebildet von neugierigen Zuschauern, manche Eis schleckend. Ein Mädchen, AGF-Fan, hat einen kennerischen Blick. Das Musikalische würde untergehen an diesem „undankbaren Ort“. Die Idee aber, Räume auf ihre Klänge zu untersuchen, findet sie gut. Denn dort spielt Musik meist eine untergeordnete Rolle. Einige Läden im alexa wollten ihre Musik für AGF nicht abstellen.      MARYAM SCHUMACHER