hamburg heute
: Die Eliten nahmen keinen Anstoß

Die Kunsthistorikerin Ute Haug hält einen Vortrag zum Kunsthandel in der NS-Zeit

taz: Frau Haug, welche Faktoren beeinflussten die An- und Verkäufe der Hamburger Kunsthalle während der NS-Zeit?

Ute Haug: Die Hamburger mussten mit einem geringeren Etat als Kollegen in München oder Köln auskommen. Einen großen Teil der Bilder kaufte man beispielsweise im besetzten Belgien oder Frankreich.

Wussten die damaligen Kuratoren um die Herkunft der angekauften Werke?

Es war allgemein bekannt, dass die meisten Bilder von jüdischen Besitzern stammten. Die damaligen Eliten akzeptierten das Regime und nahmen daher auch keinen Anstoß daran.

Worum wird es in Ihrem Vortrag gehen?

Ich werde beleuchten, welche konkreten Kontakte zum nationalen und internationalen Kunsthandel von 1936 bis 1944 bestanden haben. Denn das Quellenmaterial für die Jahre zuvor, ist für eine Rekonstruktion zu lückenhaft. Über den Verbleib der fehlenden Dokumente können wir nur spekulieren.

Die Leitung der Kunsthalle hat 2000 eine Abteilung für Provenienz eingerichtet, in der Sie fest angestellt arbeiten…

Für die meisten Museen ist es nicht selbstverständlich, dauerhaft einen Kunsthistoriker zu beschäftigen, der ausschließlich die Herkunft des Bestandes erforscht. Trotz schlechter Finanzlage wird ihnen so viel abverlangt, dass sie sich meist auf das konzentrieren, was Event-Charakter hat: die Ausstellungen.INTERVIEW: ARO

19 Uhr, Ernst Barlach Haus