heute in bremen
: „Provokation ohne Anlass“

In der Mediencoop kommen die Mohammed-Karis zur Sprache

taz: Herr Bösker, taugen die Mohammed-Karikaturen der Jyllands-Posten zum Rechtsfall?

Roland Bösker, freier Journalist: Nein, dazu taugen sie nicht.

Aber in Ihrer Diskussionsveranstaltung soll es doch um Presserecht gehen?

Ja, um Presserecht und was die im Presserecht garantierte Freiheit für die Medienethik bedeutet. Es war ja auch bei den Mohammed-Karikaturen so, dass dann Stimmen laut wurden, die beklagten: Journalisten dürfen immer alles, so etwas müsste man verbieten.

Und Sie selbst?

Verbote bringen nichts, ganz klar, Freiheit und Verbote passen nicht zusammen. Aber Freiheit und Verantwortung bedingen einander. Es ist also ein Problem der journalistischen Berufsethik, nämlich abzuwägen, wo bestehen ein öffentliches Interesse und eine Pflicht zu informieren. Und wo geht es nur darum, einer Meinung des Publikums zu schmeicheln – und den anderen etwas vor den Latz zu knallen, auf das sie gar nicht angemessen reagieren können. Ich finde, das war bei den Karikaturen von Jyllands-Posten der Fall.

Wieso?

Das waren nur Karikaturen, ohne Anlass, ohne Zusammenhang – eine Provokation um der Provokation willen. Da war kein Text, der illustriert worden wäre, keine Information – nur eine Seite mit Karikaturen.

Na und? Das ist bei Satire oft so. Karikaturen dürfen doch wohl auch für sich stehen.

Ja, aber im politischen Kontext war das problematisch: In Dänemark wird die Zuwanderungsdebatte viel rabiater geführt als in Deutschland. Dort trägt die radikal-rechte Dansk Folkeparti die Regierung seit 2001 mit. Zudem sind die Muslime dort eine sehr kleine Minderheit, die in der Zielgruppe des Jyllands-Posten nicht besonders gut gelitten ist. Das vorausgesetzt bekommen die Karis schon ein Geschmäckle.

Unfair, aber legal. Wo wäre denn der Lösungsansatz?

Ich werde heute Abend sicher keine Lösung verkünden. Ich glaube auch, dass man das Problem gar nicht grundsätzlich lösen kann– aber man kann dafür plädieren, eher den Dialog zu suchen, als die Konfrontation. Dazu wird die Diskussion hoffentlich ein kleiner Beitrag sein.

INTERVIEW: BES

Mediencoop, Lagerhaus, 19.30 Uhr