St. Georg hat wieder ein Kino

Das Metropolis-Kino zieht für drei Jahre in das ehemalige Savoy-Kino am Steindamm. Die Exil-Heimat wurde am Donnerstagabend mit dem Klassiker „Lola Montez“ im Cinemascope-Format auf riesiger Leinwand eröffnet

Das Foyer ist brechend voll. Ein überwiegend älteres, grau meliertes Publikum drängt in den neuen Kino-Saal des Metropolis. Darunter gemischt, ein paar versprengte Szene-Gänger mit dick schwarzgerandeten Brillen. „Willkommen im Exil“ begrüßt Metropolis-Chef Martin Aust zur ersten Vorstellung am Steindamm.

Das ehemalige Savoy-Kino in St. Georg wurde aus seinem Dornröschenschlaf erweckt, zehn Jahre ist die riesige Leinwand nicht mehr bespielt worden. Die letzten Jahre hatte ein Händler den Kinosaal als Lager genutzt. Der rot-schwarz gefleckte Teppich, die grau getäfelte Holzdecke samt geometrisch geformter Lampen erinnern stark an den neunziger Jahre Kino-Chic. Die Ufa hatte das Kino zuletzt betrieben.

Drei Jahre lang wird hier das Metropolis-Kino vorübergehend einziehen. So lange, bis der Neubau in der Dammtorstraße fertig gestellt sein wird. Den denkmalgeschützten Saal aus dem alten Metropolis-Gebäude hat man mit viel Sorgfalt abgebaut und eingelagert. In drei Jahren soll der alte Kinosaal wieder 1:1 im Neubau stehen.

In St. Georg ist mit dem Einzug des Metropolis ein kleiner Boulevard vergessener Kinoträume wieder auferstanden. Einzigartig in Hamburg: Nur hier werden 70-Millimeter Filmrollen abgefahren. Zum Auftakt wird im seltenen Cinemascope Breitwandformat Max Ophüls Geschichte der lasterhaften Lola Montez erzählt: Die schöne Lola ist Tänzerin und wo Lola auftaucht gibt es Skandale. Regisseur und Drehbuchautor Horst Königstein gibt zu Anfang des Films eine Einführung über die „zweifelhafteste Mätresse“, in die König Ludwig sich so unsterblich verliebt hatte, dass sich fast eine Staatskrise zutrug.

Das alte Savoy-Kino am Steindamm ist ein würdiger Ersatz für das Metropolis. Hoffentlich, bleib es auch in drei Jahren erhalten: als Kino und fester Bestandteil St. Georgs.

RABEA WACHSMANN