heute in bremen
: Gemeinsam statt allein

Die „Blaue Karawane“ stellt die Pläne für ihr neues Wohnprojekt vor

taz: Was plant die Blaue Karawane in der Überseestadt?

Klaus Pramann, Psychiater und Gründungsmitglied der blauen Karawane: Etwa 60 Leute sollen dort künftig in einem Wohn- und Beschäftigungsprojekt zusammen leben, davon zirka 40 ohne Hilfebedarf. Die eine Hälfte der Menschen wird über 55 Jahre sein. Es soll Barrierefreiheit überall geben. Alte Menschen müssen die Möglichkeit haben, auch bei Pflegebedürftigkeit bis zu ihrem Tod dort zu leben, durch ein Café, Werkstätten, vielleicht Praxen soll lebendiges kulturelles Leben entstehen.

Gibt es schon Interessenten, die dort wohnen wollen?

Bei unserem Kongress gehen wir das erste Mal an die Öffentlichkeit. Wir werden zwei, drei Jahre brauchen, das Ganze zu planen.

Eine Art Utopie für das Wohnheim der Zukunft?

Ich würde nicht sagen, dass es eine Utopie ist, sondern eine Notwendigkeit, dass wir wieder integrativer wohnen. Die Zahl der Menschen, die in Heimen leben, hat in den letzten Jahren weiter zugenommen. Die Gesellschaft gibt Pflegebedürftige nur in die Hand von Fachleuten, statt sich auch gegenseitig zu helfen. Das schadet der ganzen Gesellschaft.

Inwiefern?

Die Gesellschaft entmischt sich immer weiter. Auf der einen Seite tote Wohnstädte, auf der anderen tote Gewerbestädte. Da fallen insbesondere die raus, die den Gesetzmäßigkeiten des ersten Arbeitsmarktes nicht genügen oder alt und schwach sind. Das ist unbarmherzig, nicht nur für die Schwachen, sondern auch für die, die einem steten Leistungsdiktat unterstehen.

Fragen: Jana Wagner

„Zum Glück geht es anders“, Kongress der Blauen Karawane, 17 Uhr, Samstag 15 Uhr, Am Speicher XI, Nummer 7