Aus der Geschichte lernen

In Bremen feiert die Aktion Sühnezeichen / Friedensdienste am heutigen Weltfriedenstag ihren 50. Geburtstag

taz: Herr Thiesen, der Krieg ist seit über 60 Jahren vorbei, es leben nur noch wenige direkte Opfer dieser Zeit. Was tut Aktion Sühnezeichen /Friedensdienste heute?

Achim Thiesen, ASF: Die Aufgabe von Aktion Sühnezeichen /Friedensdienste ist heute immer noch die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Wenn wir wissen, wie sich Geschichte zugetragen hat, gibt uns das die Möglichkeit, die Gegenwart besser zu verstehen und entsprechend zu handeln, zum Beispiel im Hinblick auf Rechtsextremismus.

Was bedeutet das konkret?

Wir schicken Freiwillige in elf Länder Europas, sowie nach Israel und in die USA. Sie betreuen dort Holocaust-Überlebende, begleiten Schulklassen bei Gedenkstättenbesuchen, helfen psychisch Kranken und Menschen mit Behinderungen, leben und arbeiten mit Obdachlosen oder vernetzen Antirassismusgruppen. Nach solch einem Einsatz verändert sich auch der eigene Blickwinkel auf Deutschland.

Haben Sie selbst einen Freiwilligendienst gemacht?

Ja, in Norwegen, von 1975 bis 1977. Ich habe in einer Wohneinrichtung für Blinde ein Oslo gearbeitet. Das war eine absolut prägende Zeit für mich. Einmal nahm mich beim Trampen eine ältere Frau mit. Als sie registrierte, dass ich Deutscher bin, sagte sie, wenn sie das gewusst hätte, hätte sie nicht gehalten. Als ich ihr über ASF und meine Arbeit als Freiwilliger erzählte, entwickelte sich ein intensives Gespräch über persönliche Geschichte und Gegenwart. Interview: Jana Wagner

„Dem Frieden Wurzeln geben“, Konzert zum Weltfriedenstag und zum 50. jährigen Jubiläum von Aktion Sühnezeichen, 19.30 Uhr, Stephanikirche

Fotohinweis:Achim Thiesen ist Sprecher der ASF-Regionalgruppe Weser-Ems.