Der Premier mit Liebe zu Schweinsfüßen

Samak Sundaravej, seit Anfang 2008 Thailands Premier, dem Kritiker vorwerfen, eine Marionette von Expremier Thaksin zu sein, steht wegen seiner Kochleidenschaft vor Gericht FOTO: AP

Es wäre schon ein Witz: Da trieb Thailands Premier Samak Sundaravej manchem regierungsfeindlichen Demonstranten die Tränen in die Augen, weil er störrisch verkündete, dass er nicht dran denke, seinen Hut zu nehmen. Die Protestler sollten den „schmutzig gewordenen“ Regierungssitz ruhig weiter blockieren. Dabei hätten sich die Demonstranten der „Volksallianz für Demokratie“ das seit zwei Wochen dauernde Sit-in, das Straßenschlachten und Ausnahmezustand nach sich zog, vielleicht sparen können. Ein vergleichsweise nichtiger Anlass könnte Samak nun zum Verhängnis werden: Er könnte über eine Kochschürze stolpern.

Der bullige Regierungschef, berüchtigt für seine ultarechten Sprüche und dafür, Journalisten anzublaffen, wenn ihm die Fragen nicht passen, frönt einer Leidenschaft: dem Kochen. Fettig und scharf sollten Köstlichkeiten seiner Meinung nach sein. Eines seiner Rezepte, so heißt es, seien in Coca-Cola eingelegte Schweinsfüße. Thailands Athleten beglückte er während der Olympischen Spiele in Peking mit gebratenem Hühnchen, Pilzen und Bambussprossen. Auch bat er bereits Birmas Militärdiktatoren zu Tisch: Für den Besuch seines Amtskollegen Thein Sein Ende April dachte sich Samak ein Spezialmenü aus, nicht ohne sich zuvor bei der Junta abzusichern, „was Birmas Premier gern mag und was nicht“.

Bevor er Anfang 2008 Premier wurde, hatte Samak jahrelang seine eigene Kochshow im Fernsehen – mit dem wenig vertrauenerweckenden Titel „Probieren und Meckern“. Allerdings wurde die beim Publikum populäre Show nach dem Militärputsch 2006 abgesetzt. Nachdem Samak sein Amt als Regierungschef angetreten hatte, kündigte er an, er wolle seine Karriere als Fernsehkoch wiederaufnehmen. Premier und Koch zugleich zu sein bekäme er locker unter einen Hut.

Doch die Neuauflage von „Probieren und Meckern“ stieß der Opposition auf. Senatoren witterten einen Interessenkonflikt und reichten prompt Beschwerde bei Gericht ein. Denn die Verfassung verbietet es Mitgliedern des Kabinetts und damit auch dem Premier, sich nebenher Geschäften zu widmen. Samak hingegen ficht das nicht an: „Ich habe das gemacht, weil es mir Spaß macht“, sagte der 73-Jährige gestern vor Gericht. Er habe frei gearbeitet, nicht als Angestellter. Allerdings musste er einräumen, Geld genommen zu haben – beispielsweise um Fahrtkosten abzudecken. Der Geschäftsführer der Produktionsfirma bestätigte, dass Samak für jede der vier Shows umgerechnet etwa 560 Dollar erhalten habe. Das Gericht will heute sein Urteil verkünden. Wird Samak für schuldig befunden, muss er seinen Hut nehmen. NICOLA GLASS