Dosenabfüller verdienen am Pfand

Weil das derzeitige Pfandsystem kompliziert und verbraucherfeindlich ist, befürchten Kritiker, dass Dosen weiter im Wald oder Müll landen. Selbst die CDU sieht das ein und befürwortet nun die Trittin‘sche Verpackungsverordnung, die sie einst abmeierte

von PHILIPP HORSTMANN

14 Milliarden Getränkeverpackungen wurden 2001 in Deutschland in den Umlauf gebracht. Dabei soll es nicht bleiben: Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung prognostiziert für dieses Jahr trotz des Dosenpfands einen millionenfachen Zuwachs – auf 15 Milliarden Getränkeverpackungen. Etwa 7,75 Milliarden, so die Prognose, sind davon pfandpflichtige Dosen, 5,5 Milliarden pfandpflichtige Kunststoffflaschen. Die nicht pfandpflichtige Differenz machen Tetrapacks, Saft- und Milchverpackungen aus.

Nimmt man ein Pfand von 25 Cent als Grundlage, kommen so über vier Millarden Euro zusammen. Doch was passiert, wenn die Dose und PET-Flasche trotz des Pfands im Hausmüll oder Straßengraben landen? Anders als nämlich bei der Mehrwegflasche kann sich mit den fortgeworfenen Dosen bisher noch niemand ein paar Cent verdienen.

Dem Handel nützt das nichts: Egal ob die Dose abgegeben wird oder nicht, er reicht das Pfand nur weiter. Erhoben wird es von den Abfüllern und Importeuren. Landet die Dose also im Müll, verdienen Beck’s, Coca-Cola und Co. zusätzlich. Kein unwahrscheinlicher Fall: Derzeit muss man den Kassenzettel von gestern vorlegen, will man heute sein Pfand zurück. Zu kompliziert, urteilen die Kritiker, zu verbraucherfeindlich, die Verbraucherschützer. Je komplizierter die Rückgabe sei, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass viele Verpackungen nicht den Weg zurück in die Läden finden.

Nach einer Verordnung des Bundesumweltministeriums müssen Abfüller und Händler deshalb bis zum ersten Oktober eine einheitliche Rücknahmeregelung geschaffen haben. Getränkeverpackungen sollen dann in jedem beliebigen Geschäft abgegeben werden können, das Einwegverpackungen verkauft – egal, ob nun selbst gekaufte oder im Wald aufgelesene. Eine so genannte Clearingstelle könnte einen Ausgleich zwischen Händlern schaffen, die mehr Dosen zurücknehmen, als sie verkauft haben.

Nach dem reibugslosen Anlauf der Pfandregelung, kommen aus Union und FDP unterdessen zustimmende Signale, die Pfandpflicht zu vereinheitlichen. Dadurch könnten Ausnahmen der Pfandregelung ausgeschlossen werden. So muss nach der bestehenden Regelung auf Dosen-Cola mit Rum oder Energiegetränke ohne Kohlensäure kein Pfand erhoben werden. Die Bundesregierung hatte 2001 noch versucht, diese Schupflöcher durch eine Novellierung der Verpackungsverordnung zu schließen, scheiterte aber am Widerstand der unionsgeführten Länder im Bundesrat.

Er wolle „nicht mehr die Schlachten der Vergangenheit schlagen“, erklärte gestern Peter Paziorek, umweltpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der taz. Paziorek schlug eine Abgabe auf Verpackungen mit schlechter Ökobilanz vor. Die Einnahmen sollen für Umweltbildung und Landschaftsschutz verwendet werden. Aber auch für eine einheitliche Regelung, die alle Getränkeverpackungen mit Pfand belegt, sei die Union bereit.