Ihr Kinderlein, boxet

Schöne Bilder, wenig dahinter: der launige Dokfilm „Buddhas verlorene Kinder“ (Sa., 21 Uhr, Arte)

Im opiumverseuchten Goldenen Dreieck, dem Wilden Westen Thailands, an der Grenze zu Birma, arbeitet der buddhistische Mönch Phra Khru Ba mit Waisen und Sprösslingen verelendeter Bauern. Er und seine safranfarbene Kinderschar machen sich per Pferd auf, um einen Tempel zu renovieren. Der niederländische Filmemacher Mark Verkerk hat den reitenden Mönch und seine galoppierenden Jünger ein Jahr lang mit der Kamera begleitet und daraus einen zeitgenössischen fernöstlichen Dokumentarwestern mit schönen Bildern und vielen buddhistischen Sprüchen gemacht.

Phra Khru Ba kann zwar mindestens so verschmitzt sein wie der im Westen viel bekanntere Oberbuddhist der Tibeter, der Dalai Lama. Aber der Thai geht viel deftiger zur Sache. Der stark tätowierte Mönch schnauzt seine Schützlinge schon mal zusammen, zieht ihnen an der Nase, lässt sie über und unter einer Peitsche tanzen und bringt ihnen vor allem das Thaiboxen bei. Darin war er in seinem früheren bürgerlichen Leben selbst ein Meister. Und manchmal wirkt Phra Khru Ba trotz seines reichlich vorhandenen Sanftmuts angesichts der vielen Tätowierungen noch heute so, als wäre er gerade eben erst Bangkoks Unterwelt entstiegen.

Phra Khru Ba Klosterleben für heimatlose kleine Jungs ist eine Mischung aus Ponyhof und Boxcamp und bietet den Kids in der drogengeprägten Umgebung so einen wichtigen Halt und Orientierung für ihr weiteres Leben. Das Ganze spielt in einer Gegend, die schön anzuschauen ist für diejenigen, die dort kein karges Leben fristen müssen. Ansonsten ist selbst das Reiten dort wenig romantisch, sondern vielmehr die einzige Art der Fortbewegung in den abgelegenen Dörfern, allerdings eine bislang filmisch selten in Szene gesetzte.

Der gutmütige Mönch mit seiner teilweise autoritären Pädagogik, die in westlichen Ländern zuletzt in den 1950er-Jahren modern war, erfreut Kinder wie Zuschauer mit Sprüchen, Weisheiten und Pseudoweisheiten, die nicht selten den Charakter von Kalendersprüchen haben.

Trotz der Länge von 90 Minuten fehlen dem Film leider der Tiefgang wie auch die zur Einordnung und dem tieferen Verständnis nötigen Hintergründe. So bleibt Phra Khru Ba ein skurriler exotischer Mönch im Tempel des Goldenen Pferdes – und die Erkenntnis, dass ein buddhistischer Geistlicher wieder mal medial viel sympathischer rüberkommt als seine christlichen, jüdischen oder muslimischen Pendants. SVEN HANSEN