Hoffung für bankrottes Argentinien

Zwischen dem Internationalen Währungsfonds und dem südamerikanischen Land zeichnet sich eine Einigung über ein neues Kreditabkommen ab. IWF kritisiert Geldmengenpolitik. Argentinien strebt mit Brasilien eine gemeinsame Währung an

aus Buenos Aires INGO MALCHER

Zwischen der argentinischen Regierung und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zeichnet sich nach über einem Jahr zäher Verhandlungen eine Einigung ab. „Wir sind nahe dran“, sagte gestern IWF-Sprecher Thomas Dawson in Washington über ein neues Kreditabkommen mit Argentinien. Seit August 2001 würde dann das bankrotte südamerikanische Land erstmals wieder Gelder aus Washington überwiesen bekommen.

Erst am Mittwoch hatte Argentiniens Wirtschaftsminister Roberto Lavagna angekündigt, dass das Land seine Verbindlichkeiten gegenüber der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IADB) in Höhe von 680 Millionen Dollar nicht begleichen werde. Lavagna stellte auch die Rückzahlung einer heute fällig werden Rate an den IWF in Höhe von einer Milliarde Dollar in Frage. „Dass wir nicht zahlen, ist keine Verhandlungstaktik, es ist aber schlicht so, dass wir nicht bezahlen können, wenn es nicht im Rahmen einer Umstrukturierung unserer Schulden geschieht“, sagte Lavagna. Konkret bedeutet das: Argentinien wird nur dann seine Devisenreserven für die Zahlung seiner Verpflichtungen verwenden, wenn der IWF bereit ist, die Schulden des Landes gegenüber multilateralen Organisationen neu zu programmieren – das scheint jetzt in greifbarer Nähe zu sein.

Trotzdem kritisierte eine IWF-Delegation in Buenos Aires die Währungspolitik des Landes, was ein Abkommen noch verzögern könnte. Nach Ansicht des IWF hätte Argentinien zu viele Pesos gedruckt und die im Umlauf befindliche Geldmenge sei zu hoch. Damit liefe das Land Gefahr, in eine Inflationsspirale zu geraten, wenn die Geldmenge nicht verknappt würde. Dies lehnen allerdings sowohl Wirtschaftsminister Lavagna, als auch Zentralbankpräsident Alfonso Prat Gay ab. Sie fürchten, dass sie den hauchdünnen Wirtschaftsaufschwung gefährden könnten, wenn sie die Geldmenge verknappen, und argumentieren, dass sie mit ihrer Geldpolitik relativ erfolgreich waren. Am Dienstag schloss der Dollar auf einem Rekordtief von 3,27 Pesos.

Derweil vereinbarte der argentinische Präsident Eduardo Duhalde mit Brasiliens Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva, die Währungspolitiken beider Länder künftig aufeinander abzustimmen. Ziel der beiden ist es, eine gemeinsame Währung für den Freihandelsblock Mercosur zu schaffen. Dem Mercosur gehören neben Argentinien und Brasilien auch Uruguay und Paraguay an, Bolivien und Chile sind assoziiert.

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