Wieder aufgebaut

Ein bisserl Heimat und irgendwie auch international

„Zwischen Heimatstil und International Style“, Gilbert Lupfer über den Stuttgarter Wiederaufbau, heute um 20.15 Uhr in der TU Berlin, Architekturgebäude, Straße des 17. Juni 152, Hörsaal A 053

Nachdem die Bevölkerung Berlins zum größeren Teil sowieso aus Schwaben besteht, ist das hier auch ein Stück Heimatgeschichte. Und die wenigen anderen nehmen es einfach als exemplarische Erzählung darüber, wie die Fußgängerzone in die deutschen Städte kam. Und wieso diese Beton- und Ziegelsteinansammlungen links und rechts der Straßen überhaupt so aussehen, wie sie nun einmal aussehen, hierzulande. Denn das hier behandelte Stuttgart ist aus architekturgeschichtlicher Perspektive nun nicht der Sonderfall. Sondern eher überall. Weswegen man doch manches für seine jeweilige Heimatgemeinde verallgemeinern darf, was Gilbert Lupfer heute in der TU zum Thema „Zwischen Heimatstil und International Style – Stuttgarter (Wieder-)Aufbau in den späten 40er- und 50er-Jahren“ zu erzählen weiß. Dass man aber über Architektur mächtig streiten kann, weiß man wiederum in Stuttgart ganz genau, denn zu der dortigen Modellsiedlung Weißenhof (ein Role-Model für den International Style) aus den 20er-Jahren gibt es ganze Bücherschränke voll an hitzigen Debatten, und das war dann nach dem Krieg allerdings schon so eine Stadtschloss-Frage, wie man die bombengeräumten Freiflächen gern wieder gestaltet haben möchte. Dass sich dabei recht kompromisslerisch meist eine vorsichtige Balance zwischen den rückwärtsgewandten Sehnsüchten nach alter Heimeligkeit und der scharfkantigen Moderne durchgesetzt hat, mag man vielleicht auch als die ersten Früchte der von alliierter Seite verordneten Reeducation mit dem Klassenziel Demokratie deuten.