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: „Ghost Ship“

Müdes Material

Nach Geschichten über Untote in verlassenen Häusern („Haunted Hill“) und Untote in Kellern („13 Geister“) hat sich die Produktionsfirma Dark Castle Entertainment mit ihrem neuesten Werk „Ghost Ship“ den Untoten auf Luxusdampfern gewidmet. Erzählt wird das Schicksal der „Antonia Graza“, die 1962 als Stolz der italienischen Seefahrt vom Stapel lief, um noch während der Jungfernfahrt spurlos auf den ewigen Weltmeeren zu verschwinden. 40 Jahre später wird sie dann von dem Piloten Jack Ferriman – man beachte an dieser Stelle den Namen – entdeckt. Er informiert das hoch motivierte Bergungsteam der „Arctic Warrior“, und schon bald nimmt das Unglück seinen Lauf.

Es führt über feuchte Korridore entlang quietschender Türen durch dunkle Räume zu dem einen oder anderen Skelett. Man begegnet Leichen, böswilligen Geistern und einem freundlichen, längst verstorbenen Mädchen, man entdeckt etliche Kisten Gold. Natürlich wird sich dabei jemand verlaufen, natürlich wird sich auch jemand erschrecken, natürlich bezahlt dafür so mancher mit dem Tod. Da aber die Besatzung der „Arctic Warrior“ wie fürs Sterben geschaffen scheint, ist das nicht weiter schlimm. Den dummen Mechaniker (Latino), den notgeilen Skeptiker (Afroamerikaner) und den geldgierigen Rest (Weiße) rafft es folglich nacheinander dahin, bis nur noch eine einzige Person übrig bleibt, gerade so, wie es sich bei dieser Art von Filmen gehört.

Doch wer meint, in „Ghost Ship“ ginge es nur darum, schaurige Geisterbahneffekte in einem schier unübersichtlichen Zitatenmeer zu versenken, versteht den Film nur halb. Regisseur Steve Beck („13 Geister“) mag noch so sehr mit Motiven aus „Der Sturm“, „Alien“, „Poltergeist“, „The Shining“ und unzähligen anderen Filmen jonglieren, aber er hatte auch noch eine Intention. Aufmerksamen Zuschauern wird kaum entgehen, dass das Geisterschiff auch ein kleines, christliches Gleichnis mit sich führt, das von der Versuchung, der Gier und dem Bösen erzählt. Logisch, dass dabei auch der Teufel seine Finger im Spiel haben muss, obwohl dies wahrscheinlich der einzige Hauch von Logik ist, den man sich auf der alten „Antonia Graza“ gönnt. Pünktlich nach 90 Minuten schlägt jedenfalls die so genannte Handlung Leck und reißt den Dampfer zum stimmungsvollsten Schiffsuntergang seit der „Titanic“ in die Tiefe. Aus Materialmüdigkeit, gewissermaßen. HARALD PETERS

„Ghost Ship“. Regie: Steve Beck. Mit Gabriel Byrne, Julianna Margulies, Isaiah Washington u. a. USA 2002, 91 Minuten