Wann ist der Mann ein Mann?

Kaum hat die Frau das gemeinsame Kind geboren, ist der Mann kaum mehr zu Hause, sondern arbeitet plötzlich wie blöd. Tat er früher nie. Frau wirft ihm vor, dass er vor der Verantwortung flieht. Falsch, er will der Verantwortung gerecht werden. Die Vaterschaft, sagt Robert Habeck, ist Anfang des 21. Jahrhunderts in der Krise, weil der Vater zwei Anforderungen spürt, die er nicht gleichzeitig erfüllen kann. Er soll als Ernährer raus in die harte Arbeitswelt und das Geld heimbringen. Aber andererseits soll und will er zu Hause sein. Aber die Ernährerrolle sei nicht die Lösung, sondern das Problem der Vaterschaft. „Und wir sind gerade dabei, den Moment zu verpassen, das noch ändern zu können.“ Habeck, 39, ist Landesvorsitzender der Grünen in Schleswig-Holstein. Sein jetzt erschienenes Buch „Verwirrte Väter“ richtet sich an Thirty- und Twentysomethings. Es ist keine Abrechnung mit neuen neokonservativen Familienentwürfen (die findet er intellektuell zu dürftig) oder anachronistischen Traditionsfeministinnnen (die fasst er als nicht lebensmüder Grüner mit Samthandschuhen an). Es ist ein Entwurf für eine bessere Familien- und Arbeitspolitik, der durch das Leben des Autors zusätzliche Glaubwürdigkeit bekommt. Habeck und seine Frau versuchen, ein Leben zu führen, in dem sie sich gemeinsame Erwerbsarbeit und Familienarbeit tatsächlich egalitär teilen. Letztlich geht es bloß um die wichtigste Frage der Welt. Wie man als Familie heute einigermaßen glücklich leben kann. Buchvorstellung „Verwirrte Väter“ am heutigen Montag in der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 19 Uhr. Eintritt frei. PU