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: Ankern in Bagdad

„RTL-Aktuell, live aus Bagdad“

Mo. und Di., 18.45 Uhr

Als er seine Frage gestellt hatte, wandte sich Antonia Rados von ihm ab – und die Kamera folgte ihr. Peter Kloeppel rutschte langsam aus dem Bild. Egal eigentlich, sonst sieht man ihn ja auch nicht, wenn die RTL-Bagdad-Korrespondentin sagt, was sie zu sagen hat. Was also hatte der Nachrichtensprecher überhaupt in Irak zu suchen?

Er war für drei Tage „Anchor on location“ (RTL). Doch nicht nur das, Kloeppel war auch als Reporter unterwegs und hat „mit möglichst vielen Menschen in Bagdad“ gesprochen.

Also drückte er sich dort auf den Straßen herum, behinderte den Verkehr und sprach über Reifen. Er war auch auf den Marktplätzen beim Orangenkauf zu sehen und interviewte Passanten vor den Moscheen.

Zugegeben, es fällt schwer, bei so viel hammerharter Information aus dem Munde Kloeppels für einen Moment innezuhalten. Aber tun wir es trotzdem und fragen: Was soll das Ganze? Wollte die RTL-Wunderwaffe Bagdad noch einmal sehen, bevor die USA mit ihren „Super-Waffen“ (RTL-Videotext) die Stadt für immer verändern? Hat er versucht, ein Treffen mit Saddam Hussein zu arrangieren?

„Wir wollen in Bagdad sein, weil wir denken, dass sich in dieser entscheidenden Phase auch das Interesse der Zuschauer dorthin richten wird“, sagte Kloeppel im RTL-Interview. Logisch. Wenn sich das Interesse der Zuschauer gerade in Bagdad rumtreibt, kann es natürlich nicht gleichzeitig im Kölner Studio sein.

Also tat Kloeppel eigentlich fast alles, was er sonst auch tut, nur eben mit pittoreskem Hintergrund. Er lässt live nach Kuwait schalten, nach Jerusalem – und kündigt dann seinen eigenen Bagdad-Beitrag an.

Und diese gnadenlos recherchierte Kurzreportage („Ein Fisch wie dieser hier kostet zwei bis drei Euro“) aus den Straßen von Bagdad, die ist schon jetzt ein Klassiker – wenn auch ein schlechtes Beispiel für die Nachrichtenkompetenz, mit der RTL sich so gerne brüstet.

An deren Ende sagte er noch etwas über die Ursachen für die wirtschaftliche Situation in Irak – und schon war Kloeppel wieder live.

„Zurück zu mir“, sagte er leider nicht. HEIKO DILK