Blanker Banker

Von der Finanzchose zur Pose. Bauern machen es vor, und Banker könnten es lernen: erfolgreiche Selbstdarstellung

Imagekorrektur muss kein schweres und zähes Unterfangen sein: Irgendetwas auszuziehen, soll offenbar immer hilfreich sein – aber dann natürlich mehr als nur die Socken.

Österreichische und deutsche Bauern und Bäuerinnen praktizieren dieses PR-Rezept schon seit Jahren. Ihr neuer „Jungbauernkalender“ soll es in Hochglanz nun wieder beweisen: Wir sind sexy und mindestens so knackig wie die Äpfel, die wir pflücken.

Seit 2001 schon streifen diese Agrar-Unternehmer deshalb ihre Gummistiefel ab, schälen sich aus der Latzhose, ölen ihre Sixpack-geriffelten Oberkörper und mit Melkfett gepflegten Oberweiten ein, damit vor der Kamera schon das Glänzen der braungebrannten Haut belegt: Diese Muskeln sind pillenfrei erarbeitet, wer unter der Weiden- und Acker-Sonne füttert, erntet und den dem Menschen anvertrauten Mitgeschöpfen liebevoll das Fell krault, der braucht für seinen gesunden Teint nicht unter den Toaster und dafür noch drei Euro blechen.

Für das jetzt derb angekratzte Image der Banker kann dies eine Lehre sein. Und die Finanzjongleure müssten keine bedingt imposante Kettensäge auf Hüfthöhe stemmen, sich von der Gerste in die Pobacken piksen lassen, Erdbeeren naschen oder gelassen-lässig vor dem Mähdrescher posieren.

Nach all den Verhandlungs-Strapazen und Bangen um den Job schlank geschwitzt und für neue Aufgaben erforderlich durchtrainiert, könnten Deutschlands Banker und Bankerinnen jetzt demonstrativ mit neuer Zuversicht die hohen Gebirgskämme der DAX-Kurve erklimmen, vielleicht auch einmal demutsvoll in den DAX-Schluchten blank ziehen und so signalisieren: zur Buße bereit. Wen verführt der Bulle vor der Börse nicht: Pack ihn bei den Hörnern! Sich dem Bären heroisch entgegenstellen kommt auch nicht schlecht. Und falls es mit der Krise doch noch etwas länger dauert, bleibt ein Motiv: Schon einmal anfangen, mit der Spitzhacke den Schuldenberg abzutragen. FELIX RETTBERG