Vor der Bürgerschaftswahl
: Fischtowns Grüne ohne Aufbruch

Doris ist die Nummer 1

Von Aufbruch keine Spur. Ohne große programmatische Reden stellten die Bremerhavener Grünen am Dienstagabend ihre Liste für die Bürgerschaftswahl auf. Kampfkandidaturen um begehrte oder aussichtslose Listenplätze gab es nicht. Auf dem ersten, einem Frauenplatz, wird Doris Hoch, von Beruf Krankenschwester, kandidieren.

Seit vier Jahren ist die gesundheits- und frauenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion bereits Mitglied des Landesparlaments. Ihr geht es in der kommenden Legislaturperiode besonders um die Neuordnung der Bremerhavener Krankenhauslandschaft, um die Entwicklung des Tourismus und des Bremerhavener Technologieparks. „Bremerhaven wird in Bremen noch nicht automatisch mitgedacht“, sagte sie. Das müsse sich ändern: „Dafür will ich sorgen.“

Ähnliche Allgemeinplätze vom zweiten Mann auf der Bremerhavener Liste: Der 20jährige Student Peter Lehmann will sich in den Bereichen Verkehr, Jugend und Regionalentwicklung betätigen. Er wolle, dass Bremerhaven „eine lebenswerte Stadt“ würde – damit spielt Lehmann auf die schlechte Erreichbarkeit über Bus und Bahn an.

Der aus Nordbayern zum Studium nach Bremerhaven Gezogene kam ins Schwimmen, als er gefragt wurde, ob er denn nach dem Studium in Bremerhaven bleiben wolle. Lehmann: „Das hängt davon ab, ob ich dann hier einen Job finden werde, was leider sehr schwierig ist und ich glaube nicht, dass das dann besser ist.“ Der Mann aus dem dritten Semester bekam dennoch im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der 22 wahlberechtigten Fischtown-Grünen.

Dass er ins Parlament einzieht, ist nicht ganz ausgeschlossen. Etwa 10 Prozent der Zweitstimmen würden reichen. Auf den aussichtslosen Plätzen folgen Ulf Eversberg, Joachim Marx, Karsten Bischoff und Jens Volkmann.

Vielleicht war es der Schock der Landtagswahlen, der den Grünen die Sprache raubte. Auch Landesvorstandssprecher Klaus Möhle konnte an diesem Umstand nichts ändern. Er sagte: „Rot-Grün für Bremen ist jetzt als Ziel noch schwieriger geworden. Dennoch wollen wir das.“

Für den Bremerhavener Kommunalurnengang im Spätsommer sieht Möhle das Wahlziel nicht unbedingt als übertragbar an: “Vielleicht müssen wir für Bremerhaven ganz neu nachdenken. Denn vielleicht sehen wir hier ganz anderen Mehrheitsverhältnissen entgegen.“ Eine Anspielung auf Schwarz-Grün.

Jan-Philipp Hein