Der harte Hund wird ausgezählt

Als CSU-General griff Bernd Protzner gern zu harschen Worten. Jetzt steht er wegen Steuerhinterziehung vor Gericht

Noch vor einem Jahr war alles ganz anders. Der CSU-Kreisverband des Landkreises Lichtenfels traf sich in einer Turnhalle und klatschte Beifall für ihren Bundestagsabgeordneten Dr. Bernd Protzner. Damals schon geriet Protzner in die Schlagzeilen, weil die Staatsanwaltschaft Bayreuth gegen ihn, den ehemaligen CSU-Generalsekretär, Anklage wegen Steuerhinterziehung erhob.

Bei Umbauten an seinem Haus in Kulmbach soll sich der Politiker Steuervorteile in Höhe von 100.000 Euro erschwindelt haben. Ausgerechnet er, der Protzner, über den Parteifreunde sagen, dass er grundanständig sei und ein „Pfundskerl“ dazu. Dieser Meinung waren auch die CSU-Kreisdelegierten damals in der Turnhalle, als Protzner sich am kleinen Rednerpult aufbaute und seine Unschuld beteuerte. Dabei hob er den rechten Zeigefinger, blickte traurig durch seine randlose Brille und bat um „Vertrauen“. Später, nach der Veranstaltung, klopften ihm die CSU-Kameraden auf die Schulter und sagten: „Des werd scho.“

Für Protzner war es die letzte angenehme Veranstaltung in der Christenpartei, denn mittlerweile distanziert sich sein Kreisverband von ihm, und auch sonst scheint der untersetzte Mann mit ergrauten Igelhaaren und rundem FJS-Nacken keine Freunde mehr zu haben. Gestern begann vor dem Landgericht Hof der Prozess gegen Protzner.

Aber der Absturz des CSU-Politikers und Strauß-Verehrers begann viel früher im Jahre 1998, als ihn Edmund Stoiber vom Posten des Generalsekretärs entfernte und durch Thomas Goppel ersetzte. Protzner galt als „harter Hund“, er attackierte die Grünen-Opposition in München genauso harsch wie die rot-grüne Regierung im Bund. Doch oft leistete sich der Bayer brutale Ausfälle. So als er im Bundestagswahlkampf 98 die PDS als „rot lackierte Faschisten“ beschimpfte. Das war sogar dem CSU-Chef zu viel des Guten.

Politische Gegner erinnerten sich bei dem Namen Bernd Protzner an eine überzüchtete Bulldogge, die vor Kraft nicht weiß, wo sie zuerst hinbeißen soll. Protzner ist ein typisches CSU-Gewächs. Geboren in Kulmbach, in einem Elternhaus, wo das Bild des großen Franz Josef Strauß neben dem Kruzifix an der Wand hing. Mit sechzehn Jahren tritt er der Jungen Union bei und dient sich hoch, bis er 1987 Bezirksvorsitzender der JU Oberfranken wird. Nur drei Jahre später erlangt er ein Bundestagsmandat. Stoiber holt ihn 1995 als Generalsekretär nach München. Dann geht es abwärts.

Protzner haut drauf und will wehtun. Also sagt er Sätze wie: „Die SPD schaut ungerührt zu, wie sich junge Menschen zu Tode kiffen.“ Ein andermal droht er der Schwesterpartei CDU mit einem eigenen Parteiprogramm und zieht den Zorn der CSU-Landesgruppe auf sich. Protzner hält Reden vor Burschenschaften, wie im bayerischen Gössenreuth, und fordert harte Strafen und die sofortige Abschiebung krimineller Ausländer.

Nun sitzt Protzner vor einem Richter und ist ganz still geworden. Bereits vor Prozessbeginn gab er zu, Steuern in Höhe von 100.000 Euro hinterzogen zu haben, und zahlte seine Schuld beim Finanzamt nach. Er habe gehofft, dadurch einer Anklage zu entgehen, sagte er. Doch die Staatsanwaltschaft blieb hart. Sollte Protzner verurteilt werden, dann ist seine CSU-Karriere endgültig beendet. Es scheint, als werde der „harte Hund“ nun ausgezählt. SEAD HUSIC