DER FOTOGRAF WILLIAM CLAXTON IST GESTORBEN

Der junge Steve McQueen war für William Claxton der Prototyp des jungen amerikanischen Wilden der Nachkriegszeit, hochintelligent, unberechenbar, lebensbereit, risikofreudig und ohne Benehmen. Seine Fotos von dem Jazztrompeter Chet Baker zeigen, wie Sexappeal abgebildet werden kann, ohne pornografisch oder entsprechend kalkuliert zu wirken: Sie prägten die ungewöhnliche Verbindung von schicken, coolen und hippen jungen Frauen und Männern und einer Musik, wie sie in den Fünfzigern und Sechzigern von Jazzmusikern an der amerikanischen Westküste gespielt wurde. Das Coverfoto für „Way Out West“ hingegen, eine Platte des Saxofonisten Sonny Rollins, das den Afroamerikaner in Cowboyklamotten in der Wüste zeigt, brachte Rollins damals nur Hohn und Gelächter vonseiten seiner Kollegen ein. Claxton dokumentierte häufig Szenen aus einem sehr intensiven und kurzen Leben: Ein Foto zeigt den Erfinder des Bebop, den früh verstorbenen Altsaxofonisten Charlie Parker in einer höchst ungewöhnlichen Pose – lachend. Seine Fotos haben der Musik ein Gesicht gegeben, ein Charaktergesicht, eine Aura. Am Samstag starb William Claxton im Alter von 80 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles an Herzversagen. CHRISTIAN BROECKING FOTO: W. CLAXTON/AP