Gute Geschäfte sind nicht verboten

Heute endet in Hamburg der Prozess gegen die Osmanis. Die Brüder, die einen steilen Aufstieg in die feinere hanseatische Gesellschaft hinter sich haben, sehen sich als Opfer. Sie seien den Kreditpraktiken der Lauenburger Volksbank aufgesessen

Es waren nicht nur die Gebrüder Osmani, die von den großspurigen Geschäftspraktiken der Lauenburger Volksbank profitierten. Als die Bank Ende 2006 im Zuge der Ermittlungen gegen die Osmanis wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ endgültig ins Straucheln geriet, offenbarte sich der Bankaufsicht ein Loch im Wert von 100 Millionen Euro an risikobehafteten Krediten. Die Volksbank hatte viele Großkredite vergeben, vor allem ins Ausland – ungewöhnlich für ein auf die Region und Privatkunden fixiertes Geldinstitut. Der Feuerwehrfonds der Volks- und Raiffeisenbanken bewahrte die Bank schließlich mit einer Geldspritze von 58 Millionen Euro vor dem Ruin. Bankchef Carsten Heitmann und Ex-Aufsichtsrat Hauke Hillmer wurden Ende 2007 vom Landgericht Lübeck wegen schwerer Untreue zu viereinhalb beziehungsweise drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. MS

VON MAGDA SCHNEIDER

Es geht um Sein oder Nichtsein: Werden die Hamburger Investoren-Brüder Burim (44) und Bashkim Osmani (41) heute wegen „Anstiftung und Beihilfe zu schwerer Untreue“ für Jahre im Gefängnis verschwinden? Oder wird die Wirtschaftsstrafkammer 8 des Hamburger Landgerichts nach sieben Monaten Prozessdauer entscheiden, dass die beiden dubiose Kreditpraktiken der Lauenburger Volksbank nur ausgenutzt haben? Wie auch immer das Urteil ausfällt, um Haben oder Nichthaben geht es für die Osmanis nicht. Die Brüder, die in den 1980er Jahren einen kometenhaften Aufstieg in die feine hanseatische Gesellschaft hingelegt hatten, sind schwerreich. Daran würde auch eine Haftstrafe nichts ändern.

Der Prozess gegen die Osmanis ist einer der schillernsten Wirtschaftsprozesse in der Hamburger Justizgeschichte. Von Anfang an waberte über dem Fall ein Hauch von Rotlichtmilieu und Geheimdienstverschwörung. Der Legende nach soll der älteste Bruder – Ouazim „Felix“ Osmani – Ende der 1970er Jahre lediglich mit einer Tüte voller Habseligkeiten aus dem Kosovo-Städtchen Djakovica in Hamburg eingetroffen sein. Er machte schnell auf dem St. Pauli Kiez Karriere. Es folgten Burim Osmani, der nach Gelegenheitsjobs als Kellner vor allem im Immobiliengeschäft Karriere machte. Bashkim Osmani machte sich im Gastronomie-Bereich einen Namen – so als Pächter der bekannten Abschleppdisco Pupasch an den Landungsbrücken.

Zum ersten Mal in Negativ-Schlagzeilen gerieten die Osmani-Brüder, als der Ex-Schill-Bausenator Mario Mettbach – nach dem Platzen der Schwarz-Schill-Koalition – im Frühjahr 2006 höchstpersönlich bei CDU-Bürgermeister Ole von Beust vorstellig wurde, um als neuer Osmani-Berater um das Filet-Grundstück „Heiße Ecke“ auf der Reeperbahn zu buhlen.

Doch vom Vorwurf der Organisierten Kriminalität, der die Ermittlungen im Oktober 2006 auslöste, ist keine Rede mehr. In dem Verfahren geht es nur mehr darum, ob Burim und Bashkim Osmani – zum Teil auch über Strohleute – Kredite erhalten haben, die sie nicht hätten bekommen dürfen – und ob sie das gewusst haben.

Dass die Osmanis Geschäfte mit der Lauenburger Volksbank machten, lag nahe. Alle Brüder kannten das Ex-Aufsichtsratsmitglied Hauke Hillmer, der als Geesthachter SPD-Ratsherr über gute Kontakte in die Politik verfügte. Hillmer habe auch den Kontakt zu Volksbankchef Carsten Heitmann hergestellt, sagten die Brüder vor Gericht. (...)

Burim und Bashkim Osmani machen im Prozess Heitmann und Hillmer für die Geschäftspraktiken verantwortlich, die um Haaresbreite die Volksbank in den Ruin getrieben hätten. Heitmann und Hillmer hätten beide nahezu bedrängt, Geschäfte mit der Volksbank zu machen. So habe sich die Bank laut Bashkim Osmani an einem Projekt in Skopje unbedingt beteiligen wollen, weil die Renditen erfolgversprechend waren. Er sei immer davon ausgegangen, „dass die Kreditpraktiken in Ordnung waren“, sagte Bashkim Osmani. „Dass Kredite zweckentfremdet wurden, weiß ich erst jetzt aus den Akten.“ Heitmann und Hillmer hatten sich an den Rückzahlungen der Kredite bereichert – zum Schaden der Bank. Beide sind wegen „schwerer Untreue“ verurteilt worden.

Auch Burim Osmani schiebt den schwarzen Peter Heitmann zu. Dieser habe ihn zur Aufnahme eines Großkredites regelrecht bekniet. Da dadurch die Kreditrahmenbedingungen der kleinen Volksbank überschritten worden sind, habe ihm Heitmann geraten, Strohleute vorzuschicken. Heitmann wollte im großen Geschäft mitmischen, getreu dem Motto: „Zehn gute Kunden sind mehr wert als hundert schlechte.“ Burim Osmani beteuerte vor Gericht, er hätte „zu jeder Zeit einen Sieben-Millionen Kredit bei einer anderen großen Bank bekommen“.

Noch vorige Woche hatte Felix Osmani Hillmer im Zeugenstand vorgeworfen, ihn „beschissen“ zu haben, da ein zugesagter Kredit nicht gezahlt worden sei. Nach dem Beinahe-Crash der Volksbank seien Grundstücks-Sicherheiten in Istrien flöten gegangen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Osmanis dagegen vor, Hillmer und Heitmann zur Veruntreuung der Gelder angestiftet und dadurch die Lauenburger Volksbank vorsätzlich um 27 Millionen Euro geschädigt zu haben. Sie fordert sechs Jahre Haft für Burim und viereinhalb Jahre für Bashkim Osmani.

Die Verteidiger haben auf Freispruch plädiert. „Ich sehen keinen Anhaltspunkt für ein strafbaren Verhalten“, sagte Bashkim Osmanis Anwalt Thomas Bliwier. Burim Osmanis Anwalt Gerhard Strate stellte „die Frage, ob man Herrn Osmani verurteilt, weil er ein sehr aktiver Unternehmer ist“. Die Probleme bei der Bank beruhten allein auf den „Machenschaften“ von Heitmann und Hillmer, so beide unisono. Burim Osmani beteuerte im Schlusswort, er habe „keine kriminellen Absichten gehabt“.