Jäger goes bürgerschaft
: Bremer Liberale wollen rein

Gegen das Machtkartell

Nein, den „Fehler“, sich den möllemannschen 18 Prozent zu verschreiben, macht Claus Jäger nicht noch einmal. Über fünf Prozent sollen es aber bei der Bürgerschaftswahl am 25. Mai schon werden, kündigte der Bremer FDP-Chef gestern bei der Vorstellung der liberalen Kandidaten an – ohne eine genaue Zahl zu nennen. Dafür schubberte sich Jäger an die CDU heran, deren Landeschef Bernd Neumann leider eher in Richtung große Koalition tendiert. Die Christdemokraten, so Jäger, sollten ihren „Kurs der Anbiederung als Juniorpartner der Sozialdemokraten in einem politischen Machtkartell “ endlich aufgeben.

Ohne Zweifel geht es derzeit, siehe die Wahlen in Hessen und Niedersachsen, bundesweit aufwärts für die Liberalen. Aber ob die Bremer FDP davon wird profitieren können, ist zumindest fraglich. Mit zwergenhaften 3,7 Prozent hatten sich die Liberalen samt Wirtschaftssenator Jäger 1995 aus der Bürgerschaft verabschiedet, 1999 schrumpelte Jägers Truppe gar auf nur noch 2,5 Prozent zusammen. Immerhin fuhr sie bei der Bundestagswahl 2002 jedoch 6,7 Prozent ein – nach 5,9 Prozent im Jahr 1998.

Dafür tritt die hiesige FDP mit einem Spitzenkandidaten an, der einst als Ampel-Senator das Waterloo-Projekt der derzeitigen Koalition mit angeschoben hat: den Space Park. „Ich fand das damals faszinierend“, sagte Jäger. Allerdings sei es „katastrophal“ gewesen, dass sich Bremen am Pleitenprojekt finanziell beteiligt habe. Diese „Fehlentwicklung“ sei „strukturell“ durch die Große Koalition bedingt. Was er mit dem debakelnden Projekt vorhat, verriet indes Jäger nicht.

Auf jeden Fall wünscht er sich, mit vier Blau-Gelben in die Bürgerschaft einzuziehen. Auf Platz 2 der FDP-Liste: Bernd Richter, der sich um die Stadtentwicklung kümmern will. Auf Platz 4 der Innenpolitiker Axel Adamietz, der schon mehrfach im Landesparlament war. „Ich bin noch komplett unerfahren“, kündigte indes Dorothee Rei-schauer (Platz 3) an. Steckenpferd der 31-jährigen Juristin: die Bildungspolitik. Hier will sie Schluss machen mit der „Egalisierung“. Bremen brauche außerdem ein Abi nach 12 Jahren und die Abschaffung der Orientierungsstufe.

Auf jeden Fall würde sie im Fall der Fälle von ihrem Vorsitzenden heftigst unterstützt werden: „Ich sage das als ehemaliger Wirtschaftssenator“, griff Jäger väterlich ein. „Wenn es um Messehallen oder Schulen geht, müssen wir Schulen machen.“ ksc