Keine will mehr umsonst arbeiten

Frauenbewegung? Das war einmal – ein Fall aus der Praxis: Das Frauentherapiezentrum schließt jetzt, weil es keinen Nachwuchs findet. Macherinnen wollen „klaren Schnitt“ und hoffen auf neuen Anfang

taz ■ „Es reicht jetzt“, sagt Angela Timm über die Stimmung im Frauentherapiezentrum. Das Zentrum im Beginenhof hatte vergangenen Freitag sein Ende angekündigt – nach fast 20 Jahren therapeutischer Arbeit soll Ende Mai endgültig Schluss sein (die taz berichtete).

„Wir versuchen seit vielen Jahren, Nachfolgerinnen zu finden“, erzählt Psychotherapeutin Timm, „aber es gibt keine.“ Zumindest keine, die einen Teil der Arbeit unbezahlt erledigen würden. Auf fünf Stunden ehrenamtlicher Arbeit pro Kopf und Woche schätzt Timm derzeit ihr Engagement und das ihrer vier Kolleginnen – drei weitere Therapeutinnen und eine Verwaltungsfachkraft. Das Frauentherapiezentrum – einst in der Humboldtstraße im Viertel, seit gut einem Jahr im Beginenhof in der Neustadt – bietet bisher eine zweimal wöchentlich stattfindende offene Beratung, Einzeltherapien, Fortbildung und Supervision an. Ein besonderes Angebot gibt es seit rund einem Jahr für Frauen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten. Es wird laut Zentrum besonders stark frequentiert.

Bisher finanzierte sich das Frauentherapiezentrum durch Spendenbeiträge und durch 5.000 Euro jährlicher Landesmittel für die offene Beratung – das ist übrig geblieben von einer öffentlichen Förderung, die im Jahr 1997 mit der Begründung, Psychotherapie sei eine von den Krankenkassen und nicht vom Land zu finanzierende Leistung, zusammengestrichen wurde. Damit hatte die Malaise der Einrichtung begonnen. Denn was das Zentrum außerdem zu bieten hatte– Intervention im Krisenfall oder Begleitung bis zur Therapie – blieb unfinanziert. Den auf zwei Jahre befristeten Mietvertrag haben die Zentrumsfrauen laut Timm zum Anlass genommen, die eigene Situation zu überdenken – und dicht zu machen. Einzig die offene Beratung wurde vom Land weiter bezahlt, und sie soll auch gerettet werden. Wie genau, das überlegen die Frauen noch.

Zwei Therapeutinnen, unter ihnen Angela Timm, haben sich nun selbstständig gemacht, die Zukunft der anderen ist ungewiss. Angela Timm scheint gefasst. „Wenn wir jetzt einen sauberen Schnitt machen, kann hier etwas neues entstehen.“ Sie sei „nicht wenig zuversichtlich“. sgi