ES WIRD KEINE WEHRMACHTSAUSSTELLUNG IM KDF-BAD PRORA GEBEN
: Mecklenburger Armutszeugnis

Mecklenburg-Vorpommern hat erneut eine Chance vertan. Seit der Wende gibt das Bundesland eine unrühmliche Figur im Umgang mit Rechten ab. Jahr für Jahr sorgen brutale Übergriffe und Neonazi-Gegröle auf Zeltplätzen und an Strandlagerfeuern für Negativschlagzeilen. Tourismusmagazine im In- und Ausland warnen Urlauber daher eher vor kahlen Köpfen als vor kalten Wassertemperaturen. Die Wehrmachtsausstellung im ehemaligen „Kraft durch Freude“-Seebad Prora wäre also eine ideale Gelegenheit gewesen, um der rechten Szene zu zeigen, dass man ihr nicht das Feld überlässt. Nur: Sie wird nicht stattfinden.

Es ist ein Armutszeugnis, wenn der Vorsitzende des Tourismusverbandes und Exlandtagspräsident, der im vergangenen August noch beim Gedenken an Rostock-Lichtenhagen für „Bunt statt Braun“ warb, jetzt ein Ausbleiben von Touristen befürchtet – wegen einer Ausstellung, die sich kritisch mit der deutschen Vergangenheit auseinander setzt, und möglichen Protesten dagegen. Sind etwa in München oder Berlin Urlauber weggeblieben? Wohl kaum. In jeder Stadt, in der die Wehrmachtsausstellung gezeigt wurde, demonstrierten Rechte, die das Gedenken an ihre Väter und Großväter beschmutzt sahen. Den Veranstaltungsorten hat das nicht geschadet.

Genauso wenig nachvollziehbar sind die Sicherheitsbedenken, wenn die Wehrmachtsausstellung zur gleichen Zeit mit dem „Jugendevent Prora 03“ auf dem weitläufigen Gelände des KdF-Bades stattgefunden hätte. Einerseits rühmen sich die Veranstalter von „Prora 03“ mit einer Teilnehmerzahl von 15.000 Jugendlichen aus dem In- und Ausland. Andererseits lassen sie sich von einer oder zwei Hand voll Rechter ins Bockshorn jagen. Dabei hätte man das eine tun können, ohne das andere sein zu lassen. Einen größeren Gefallen als die Absage hätte man den Glatzen nicht tun können.

Die Ausstellung möglicherweise an einem anderen Ort in Mecklenburg-Vorpommern zu zeigen, ist keine Lösung des Problems, sondern nur eine Verlagerung. Jeder blamiert sich eben, so gut er kann. BARBARA BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA